Nach 45 Jahren im Golf Business ist der Anhausener Deutschlands erfolgreichster Sportler. Das wissen allerdings nur die wenigsten. Eine Hommage an den jung-gebliebenen Sechziger.
Was gibt es über Bernhard Langer, 60, zu sagen, was nicht schon geschrieben wurde? Was gibt es über jenen Ausnahmesportler Deutschlands zu berichten, der weltweit in Golferkreisen für ein Phänomen gehalten wird – in Deutschland reicht es bisher nicht einmal zum „Sportler des Jahres“. Vielleicht deshalb, weil der Familienmensch in den Schlagzeilen der einschlägigen SchickiMicki-Presse nicht aufscheint und lieber mittwochabends eine Bibelstunde hält. Vielleicht aber auch deshalb, weil der Multimillionär mit Häusern in Boca Raton, Florida, und Anhausen, Bayern, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens nicht Golf, sondern Gott an erster Stelle nennt?
Nach seinem ersten Major-Sieg, dem U.S. Masters 1985 im denkwürdigen Augusta National Golf Club in Georgia, und dem zweiten Gewinn der europäischen Gesamtwertung in Folge, war der für drei Wochen Weltranglisten-Erste (1986) bereits unumstritten einer der erfolgreichsten Golfer der Welt. Dennoch: Der damals 28-Jährige hätte eigentlich der glücklichste Mensch der Welt sein müssen. Tatsächlich war er aber bedrückt, fast schon deprimiert, stellte sich die Sinn-Frage: „Ich habe alles erreicht, alles bekommen. Eine hübsche Frau, viel Geld, Häuser, Autos – warum war ich nicht glücklich?“
„Soll das alles gewesen sein?“
Damals schon war dem bescheiden und zurückhaltend wirkenden Arbeitersohn klar: Der vermeintliche Sinn des Lebens, einfach noch mehr Ruhm und Ehre anzuhäufen, war einem Gefühl der Leere gewichen. Total verunsichert, zog er Bilanz und fragte sich: „Soll das alles gewesen sein?“ Dem Sinn des Lebens, soviel war Bernhard Langer klar, würde er durch weitere Siege im Golf keinen Schritt näher kommen. Während dieser Sinnsuche lud ihn 1985 sein Spielkollege Bobby Clampett zur Bibelstunde der PGA Tour ein. Langer: „An diesem Mittwochabend vertraute ich Gott mein Leben an.“ Ein essenzielles Erlebnis, das Langer als wiedergeborenen Christen völlig neue Prioritäten in seinem Leben setzen ließ: „An erster Stelle kommt Gott, an zweiter die Familie und an dritter der Beruf.“
Heinz Fehring, der erste Mentor des damals 15-jährigen Langer, erinnert sich: „Er wohnte auf dem Bauernhof in Großdingharting, konnte den Golfplatz zu Fuß erreichen, aß im Clubhaus. Die Arbeit im Club, in meinem Shop und auf der Range, wo er neben mir im Unterricht stand und auch die Bälle der Schüler aufteete, verrichtete er mit seiner ihm eigenen Genauigkeit.“ Damals schon … Dazwischen liegen 33 Jahre, die aus dem Lehrbuben den „Mister Consistency“ machten, inzwischen das Markenzeichen des Ausnahme-Athleten. Fehring erinnert sich: „Die im Laufe der Jahre auftretenden Ablenkungen ignorierte er, damit die auf das Ziel Golf gerichtete Energie nicht zerteilt wurde. Das machte ihn außergewöhnlich. So wurde er zu der Persönlichkeit, wie wir sie kennen.“
„Diesen Beruf gibt es nicht“
Die größte Sorge seiner Mutter war damals, als sie zur Kenntnis nehmen musste, dass ihr jüngster Sohn Golfer werden wollte, „ob er denn am Sonntag frei hätte, um die Kirche besuchen zu können“. Nie konnte sie vergessen, wie die Karriere ihres Sohnes begann: „Ich bin mit ihm zum Arbeitsamt und dort hat er gesagt, er wolle Golfprofi werden. Der Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches hat nur den Kopf geschüttelt und gesagt, diesen Beruf gibt es doch nicht.“
Golf-Größe Fehring erinnert sich an Langers bereits damalige tiefe Gläubigkeit: „In der Folge kam dann Jesus direkt hinzu. Er spricht durch die Bibel zu ihm und es wurde für ihn noch einfacher, zwischen falsch und richtig zu unterscheiden. So benötigte er nur Konsequenz, um stets das Richtige zu tun.“
Das klingt so einfach, ist es aber nicht. Jedenfalls hat diese Lebensphilosophie einen noch stärkeren und emotional gefestigteren Menschen aus ihm gemacht, dem es trotz seines Erfolges nie schwer fiel, auf dem Boden zu bleiben. Das hat heute genauso seine Gültigkeit wie vor 45 Jahren: Damals nämlich steckte schon – bewusst oder auch unbewusst – der Glaube an etwas Höherem in dem Jungen.
Boris Becker: „Was er geschaffen hat, wird lange kein anderer schaffen.“
Zum 60. Geburtstag von Langer, sagt Marcel Siem, der zusammen mit seinem Idol 2006 den World Cup gewonnen hat: „Ich kenne keinen 60-Jährigen, der besser in Form ist als Bernhard. Er könnte gut und gerne auch bei uns Jungen mitspielen. Außerdem ist er einer der coolsten und besten Charaktere, die ich kenne.“ Und noch weiter ausholend: „Er ist der härteste und versierteste Arbeiter unter uns, vergleichbar mit einem Michael Schumacher – der war nicht nur zu seiner Zeit der beste Rennfahrer, sondern verstand auch die Technik und war so mit seinem Team unschlagbar.“ Franz Beckenbauer assistiert: „Er ist der einzige Deutsche, der in seiner Sportart allein gegen den Rest der Welt antritt. Für mich der Jahrhundertsportler.“ Und Boris Becker: „Was er geschaffen hat, wird lange kein anderer schaffen, nicht nur als Spieler, auch als Mensch ist er eine Ausnahmeerscheinung.“
Bruder Erwin Langer meint: „Ich bin sehr dankbar für den Bruder und Geschäftspartner Bernhard. Unser gemeinsamer Glaube, der gegenseitige Respekt und das gegenseitige tiefe Vertrauen verbindet uns und unsere Familien. Es gibt für mich nichts Wertvolleres.“
Schließlich fügt Bernhard Langer hinzu: „Mit meinem gottgegebenen Talent, Fleiß, Disziplin und großer Begeisterung bin ich nun schon Jahrzehnte als Golfprofi erfolgreich. Ich möchte mich bei meiner Familie, meinen Eltern und Geschwistern, Trainern, Mitarbeitern, Sponsoren und Freunden für deren Unterstützung herzlichst bedanken. Sie alle haben Anteil an meinem Erfolg. Mein größter Dank gilt jedoch meinem Erlöser Jesus Christus, der mir wahre Liebe, Hoffnung, inneren Frieden und die Gewissheit für ein ewiges Leben in der Gegenwart Gottes geschenkt hat.“
Auf die Zukunft angesprochen, meint Langer: „Wenn mein Körper es zulässt, werde ich vielleicht auch noch mit 70 Jahren auf der Champions Tour spielen.“ Unvorstellbar, dieser Mr. Evergreen. Ihm ist zuzutrauen, dass er auch noch mit 80 Jahren auf der Tour ganz oben mitmischt.
0 Kommentare