04.05.2018

Der Stehaufmann

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Golftalent, Golfprofi, Golflehrer, Golfclubmanager – ein Leben für den Golfsport. Auch nach zahlreichen Rückschlägen verfolgt der ehemalige Tourspieler Clemens Prader weiter seinen großen Traum.


Clemens Prader hat gelernt, sich im Leben durchzuschlagen. Nach der erfolgreichen Highschool- und College-Golf-Karriere wird der Kitzbüheler Profi, schafft es bis auf die Challenge Tour. Der große Durchbruch gelingt aber nicht. Prader verliert die Tourkarte, macht die Ausbildung zum Golflehrer, arbeitet zwischendurch als Golfmanager auf Mallorca.

Jetzt, mit 38 Jahren, nimmt er den zweiten Anlauf, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Und der hat einiges mit Bernhard Langer zu tun.

„Ich will genau so werden wie er“

Die Entscheidung, Golfprofi zu werden, fiel im April 1993. Das damals 14-jährige Golftalent Clemens Prader aus Kitzbühel sieht im Fernsehen sein erstes Golfturnier in Echtzeit. Es ist das Masters Tournament in Augusta und der Sieger heißt Bernhard Langer.

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„Da habe ich mir gedacht: Okay, jetzt gibt es nur noch Golf. Ich will genau so werden wie er.“ Prader ist von Langers Energie beeindruckt und lässt sich davon anstecken. Es ist die Initialzündung für seine eigene Golfkarriere. Der jugendliche Österreicher verbringt fortan jede freie Minute auf dem Platz.

„Das war eine andere Liga“

Die Golftasche nimmt er mit zur Schule, um direkt nach dem Gong trainieren zu können. Ein Jahr später zieht Prader nach Daytona Beach in Florida. Seine Mutter arbeitet bei einer amerikanischen Fluggesellschaft und nimmt ihren einzigen Sohn mit über den großen Teich. Der 15-Jährige besucht dort die Highschool und spielt Golf für das Schulteam. Zunächst mit mäßigem Erfolg.

„Ich bin dort überfahren worden. Ich habe kein Licht gesehen“, erinnert sich Prader. Sein Handicap von +1 war gut, aber die gleichaltrigen Jungs aus der Region waren besser. „Wir haben 9-Loch-Matches auf wirklich schweren Plätzen gespielt. Da bringt man dann seine 35, 36 oder 37 ins Clubhaus. Und dann kommt so ein Typ wie Matt Kuchar, der in meiner Gegend wohnte, mit 31, 32 oder 33 rein. Das war eine andere Liga.“

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Am Scheideweg

Prader ist frustriert und steht am Scheideweg: Entweder er verabschiedet sich vom Traum Profigolfer zu werden oder er trainiert noch härter. Er entscheidet sich für die zweite Variante – und setzt auf unkonventionelle Methoden. „Damals gab es noch kein Youtube oder so was. Also habe ich die guten Spieler heimlich gefilmt und mir die Technik abgeschaut“, erzählt der sympathische Österreicher mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

„Wenn man aus Zentraleuropa nach Florida kommt, hat man es dort natürlich mit anderen Grassorten zu tun. Deshalb habe ich mir zum Beispiel von Matt Kuchar abgeschaut, wie der ums Grün herum chippt“, erklärt Prader seine Taktik, um besser zu werden.

Karriereknick nach dem Wehrdienst

Zwei Jahre später hat sich Prader an das hohe Niveau gewöhnt, spielt Handicap +4 und ist drittbester Highschool-Senior in Florida – hinter Erik Compton und Bubba Watson. Er kehrt nach Österreich zurück, gewinnt zahlreiche Amateurturniere in Europa, ehe er zum Wehrdienst eingezogen wird.

Die neun Monate Staatsdienst werfen ihn zurück. „Das Putten war weg, das Driving war weg, das Selbstvertrauen war weg“, fasst Prader die Situation nach dem Wehrdienst zusammen. Dennoch wagt er abermals den Schritt in die USA. Er geht in Knoxville, Tennessee, aufs College – und sein Spiel kommt zurück.

„Je mehr ich trainierte, desto schlechter habe ich gespielt“

Der Österreicher streicht einige Top-10-Ergebnisse ein. Allerdings ist die College-Zeit für ihn auch mit viel Stress verbunden. Denn neben Golf ist da ja auch noch die Uni. In der Folge bricht er das Logistik-Studium nach vier Semestern ab, zieht zurück nach Österreich und beginnt seine Profikarriere.

Der 22-Jährige spielt sich hoch bis auf die zweitklassige europäische Profitour. Dort hält er die Karte vier Jahre lang, tritt nach dem Verlust der Spielberechtigung auf der Alps Tour in Österreich an, ehe er ein weiteres starkes Jahr auf der Challenge Tour hinlegt. Es folgt ein erneuter Anlauf in Amerika.

Zwei Schläge an der Web.com Tour vorbei

Prader meldet für die PGA Tour Qualifying School. Die erste Runde schafft er sicher, auf der zweiten Stufe erlebt Prader ein bitteres Ende. „Da habe ich 68 von 72 Grüns getroffen, um dann den Sprung ins Finale um zwei Schläge zu verpassen.“ Hätte er die finale Qualifikationsebene erreicht, wäre ihm die Tourkarte für die zweitklassige amerikanische Tour (heute Web.com Tour) sicher gewesen. Es bleibt beim „hätte“.

Prader steht stattdessen vor dem Nichts. Keine Rücklagen, keine Sponsoren(-verträge), kein Job. Selbstzweifel kommen auf. „Normalerweise ist es so, dass du trainierst und irgendwann besser wirst. Ich hatte das Gefühl, das Gegenteil ist der Fall: Je mehr ich trainierte, desto schlechter habe ich gespielt.“ Mit 28 Jahren ordnet Prader sein Leben neu.

Golflehrer dann Golfmanager

Er zieht zurück nach Österreich. Dort kann er im Haus seines Vaters (ein bekannter Maßschneider) umsonst wohnen, während er die Ausbildung zum Golflehrer beginnt. Anschließend unterrichtet er. Zunächst im Stanglwirt in Kitzbühel, dann am Mondsee in Oberösterreich.

„Da ging es mir wieder gut, auch finanziell. Ich hatte mein Leben akzeptiert, nach dem Motto ‚I had a nice run’, aber jetzt ist es okay so“, beschreibt Clemens Prader die Zeit zwischen 2009 und 2014. Über einen Freund seines Vaters verschlägt es Prader schließlich nach Mallorca, wo er die Golfanlage Canyamel leiten und auf Vordermann bringen soll.

Neue Heimat Düsseldorf

Neun Monate später ist dieser Job passé. Er „habe dort eigentlich einen ganz guten Job gemacht, aber es passte einfach nicht“, sagt Prader rückblickend. Er beschließt, nach zweijähriger Fernbeziehung, mit seiner Freundin zusammenzuziehen.

Weil sie in Düsseldorf lebt und arbeitet, ist die Rheinmetropole seit Mitte 2015 auch seine neue Heimat. Einen Job findet er auf Anhieb nicht: „Es war Juni. Da braucht keiner einen Golflehrer oder Clubmanager.“ Gespräche mit seiner heutigen Verlobten und seinem Trainer Dawie Standers (Golf Club Hubbelrath) wecken in ihm schließlich die Lust und den Mut, es noch einmal als Spieler zu versuchen.

Er will es nochmal wissen

„Ich bin in mich gegangen und habe mir genau überlegt, ob ich das wirklich möchte“, denn er sei durch die Abstinenz vom Golfspielen „bestenfalls noch ein 7er-Handicapper“ gewesen. Mit 36 stellt sich der ehrgeizige Österreicher nochmals der Herausforderung.

Er trainiert nun seit zweieinhalb Jahren hart, geht laufen, macht viel Fitnesstraining und arbeitet mit seinem Trainer Standers kontinuierlich an seinen Fähigkeiten auf dem Platz. Auf der Pro Golf Tour stellten sich mit dem 20. Platz der Rangliste im Jahr 2017 die ersten Erfolge ein.

Familie steht ganz oben

Diese Saison will er einen weiteren Sprung nach vorne machen. Aus dem Einzelkämpfer, der seine Kontrahenten heimlich filmte, um besser zu werden, ist mittlerweile eine dreiköpfige Familie geworden. Wenn Prader heute auf der Pro Golf Tour um Preisgeld und Ranglistenpunkte kämpft, tut er das vor allem für seine Verlobte Cathi und seinen Sohn Caspar (9 Monate).

Seine beiden Liebsten zeigen dem Stehaufmann Clemens Prader jeden Tag, dass es im Leben immer weiter geht. Und wer weiß, vielleicht führt ihn sein Weg diesmal ganz weit nach oben …

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