04.01.2023 | 11:56

Tom Morris Jr. – das Wunderkind

Vater und Sohn: Tom Morris Sr. und Tom Morris Jr. bei einem Fototermin 1870 (Foto: picture-alliance)
Marcus Brunnthaler
Marcus Brunnthaler

Tom Morris Jr. – das Wunderkind. Die tragische Geschichte des wohl erfolgreichsten British-Open-Siegers aller Zeiten. Sein Erbe: der Claret Jug.


Als er im Alter von 17 Jahren offiziell die Bühne des Golfsports betrat, veränderte er das Spiel seiner Zeit und legte gleichzeitig Weichen, die noch heute ihre Auswirkungen haben:

Tom Morris Jr., als Sohn von Altmeister Tom Morris Sr. auch „Young“ Tom Morris genannt. Seiner Dominanz bei der Open Championship, die er von 1868 bis 1872 viermal gewann, verdanken wir den, heute jährlich an den Sieger der Open Championship überreichten, Claret Jug.

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Er gewann diesen prompt nach dessen Einführung als offizielle Trophäe im Jahr 1870, nachdem er die bis dahin geltende Trophäe – den Championship Belt – nach drei Siegen in Folge behalten durfte. Sein Name ist es somit auch, der als Erster auf der edlen Silbertrophäe eingraviert wurde.

+++ Zum Thema: Walter Hagen – der Bonvivant +++

Young Tom Morris spielte zudem das erste golfgeschichtlich festgehaltene Hole-in-one bei einer Open. Genauer gesagt bei der 1869 in Prestwick, Schottland. Er ist zudem der bis dato einzige Spieler, der die Open viermal in Folge für sich entscheiden konnte.

Und noch eine Besonderheit geht auf Young Tom Morris zurück: Er und sein Vater sind bisher das einzige Vater-Sohn-Gespann, das bei der Open als Sieger und Zweitplatzierter abschnitt. Tragisch nur der viel zu frühe Tod von Tom Morris Jr. im Alter von nur 24 Jahren.

Golf in die Wiege gelegt

Es ist nicht verwunderlich, dass Tom Morris Jr. – am 20. April 1851 in St. Andrews, Schottland, als zweiter Sohn von Altmeister Tom Morris Sr. geboren – Golf zu seinem Leben machte. Denn er wuchs im perfekten Umfeld auf: in St. Andrews, der Wiege des Golfsports.

Und das mit einem Vater als Mentor, der bereits zu Lebzeiten als Legende des Sports galt (siehe GT 4/2020). Im väterlichen Golfshop und auf den Links von St. Andrews hatte er ausgiebig Gelegenheit, an seinen Fähigkeiten zu feilen, und es sollte nicht lange dauern, da machte Young Tom Morris golferisch erstmals auf sich aufmerksam:

Im Alter von 13 Jahren gewann er sein erstes Showmatch in Perth und erhielt dafür das für damalige Verhältnisse enorme Preisgeld von 15 Pfund. Sein erstes Profi-Turnier, das Open Professional Tournament in Carnoustie, gewann er mit 16 Jahren gegen die besten Golfer, die Schottland in jenen Tagen zu bieten hatte.

Open-Dominator

Der golferische Siegeszug von Young Tom Morris begann jedoch bei der British Open 1868 (zu dem Zeitpunkt wurde die Open ausschließlich in Prestwick und über drei Runden zu je zwölf Löchern gespielt): Das Turnier wurde am 23. September ausgetragen, die Teilnehmerzahl: zwölf.

Nach der ersten Runde lag Tom Morris Jr. mit 51 Schlägen und zwei Zählern Vorsprung vor Bob Andrew an der Spitze des Leaderboards, sein Vater belegte den geteilten dritten Platz. Doch die zweite Runde sollte den Veteranen gehören:

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Turnier unter Golf Professionals, 17. Mai 1867 in Leith Links, Schottland: Willie Park Sr. (l.), Tom Morris Jr. (Mitte/helle Hose) und Tom Morris Sr. (rechts im Setup); Foto: picture-alliance
Turnier unter Golf Professionals, 17. Mai 1867 in Leith Links, Schottland: Willie Park Sr. (l.), Tom Morris Jr. (Mitte/helle Hose) und Tom Morris Sr. (rechts im Setup); Foto: picture-alliance

Old Tom Morris und Willie Park Sr. teilten sich die Halbzeitführung nach jeweils einer Rekordrunde von 50 Schlägen. Dieser Rundenrekord sollte jedoch nur einen Tag halten. Denn mit einer 49 setzte Young Tom Morris einen neuen Standard und gewann mit dem Rekord-Gesamtergebnis von 154 Schlägen. Und damit drei Zähler vor seinem Vater, der den zweiten Platz belegte.

Dieses Ereignis, dass Vater und Sohn bei einem Turnier den ersten und zweiten Platz belegen, ist bis dato einzigartig in der Geschichte des Golfsports. Und nur einer der wenigen Rekorde, die auf Vater und Sohn Morris zurückgehen.

Wiederholung

Im darauffolgenden Jahr fuhr Young Tom Morris da fort, wo er zwölf Monate zuvor aufgehört hatte. Als Titelverteidiger und mit seinem ersten Championship Belt – der damaligen Trophäe für den Open-Sieger – am Gürtel eröffnete er erneut in Prestwick mit einer 50er-Runde. Diese wurde vom ersten Hole-in-one (Loch Acht, 150 Meter) in der Geschichte der Open gekrönt, sowie drei Schlägen Vorsprung.

Weitere Runden von 55 und 52 Schlägen folgten und am Ende verteidigte Tom Morris Jr. seinen Titel mit 157 Zählern und satten elf Schlägen Vorsprung vor Bob Kirk.

Wir schreiben schließlich das Jahr 1870. Young Tom Morris ging als zweifacher Titelverteidiger in die Open, an der in dem Jahr 18 Spieler teilnahmen. Ihnen, wie auch den Zuschauern – und natürlich auch Young Tom Morris –, war die Bedeutung des Turniers bewusst. Sollte er erneut gewinnen, so sollte er laut Statuten den Championship Belt behalten dürfen.

Stolzer, dreimaliger Open-Champion:Tom Morris Jr. 1870 mit dem Championship Belt; Foto: picture-alliance
Stolzer, dreimaliger Open-Champion: Tom Morris Jr. 1870 mit dem Championship Belt; Foto: picture-alliance

Morris Jr. legte prompt eine sensationelle 47 aufs Parkett und brach damit seinen eigenen Rundenrekord bei der Open. Nach zwei weiteren Runden von jeweils 51 Schlägen machte er schließlich die Sensation perfekt:

Er hatte nicht nur einen neuen Rundenrekord aufgestellt. Mit dem Gesamtergebnis von 149 Zählern brach er zudem den bis dahin bestehenden Gesamtrekord des Turniers. Und gewann den Championship Belt zum dritten Mal in Folge. Er durfte ihn somit behalten.

Auswirkungen

Jetzt, da die Open ihrer Trophäe beraubt worden war, musste Ersatz gefunden werden. Die Veranstalter, bestehend aus dem R&A und der Honourable Company of Edinburgh Golfers, ließen daraufhin die Open im folgenden Jahr, 1871, ausfallen, um über ein neues Format nachzudenken:

Von jetzt an sollte das Turnier wechselweise in Prestwick, St. Andrews und Musselburgh ausgetragen und der Name des Siegers in die neue Trophäe, einen Silberkelch, eingraviert werden. Der Claret Jug war geboren. Bei der Austragung 1872, erneut in Prestwick, war der Kelch jedoch noch nicht fertig. Sodass dem Sieger zunächst nur eine Medaille überreicht werden konnte.

Dieser hieß – wie sollte es anders sein – Young Tom Morris. Er hatte als erster und einziger Spieler überhaupt seine vierte Open Championship in Folge gewonnen.

Das tragische Ende des Tom Morris Jr.

Als Vater und Sohn Morris 1875 ein Showmatch in North Berwick gegen Willie und Mungo Park bestritten, erreichte sie eine tragische Nachricht. Young Tom Morris‘ Frau und Kind waren demnach bei der Geburt verstorben. Von diesem katastrophalen Ereignis erholte sich Morris Jr. nicht mehr.

Er starb drei Monate später, zu Weihnachten, an einem Lungenödem. Viele meinten, er wäre an einem gebrochenen Herzen gestorben. Young Tom Morris ist der erfolgreichste Open-Champion aller Zeiten. Ihm verdanken wir den Claret Jug.

Tom Morris Jr. Denkmal; Foto: picture-alliance
Tom Morris Jr. Denkmal; Foto: picture-alliance

Kurz-Vita: Tom Morris Jr.

  • Geb.: 20.04.1851, St. Andrews, Schottland
  • Gest.: 25.12.1875, St. Andrews, Schottland
  • Open Championship: 1868, ‘69, ‘70, ‘72
  • World Golf Hall of Fame: 1975
  • Mit 17 Jahren der jüngste Sieger der Open Championship; Erster und Einziger, der die Open viermal in Folge gewann; der erste Name auf dem Claret Jug; gewann den Championship Belt und den Claret Jug.
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