05.02.2018

Urinstinkt Schwellenangst

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Golfanlagen oder Golfclubs könnten ihr äußeres Erscheinungsbild aus der Sicht eines Neukunden einmal überdenken und kritisch analysieren. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

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Schwellenangst ist ein sehr lebenswichtiger Schutzmechanismus des Menschen. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen hat man krabbelnden Babys eine optische Schwelle aufgezeigt, die es zu überwinden galt. Hat die hinter der Schwelle stehende Mutter ein ernstes Gesicht gemacht, zögerte jedes Baby. Hat die Mutter ein positives Verhalten mit einem Lächeln signalisiert, haben die Kleinen die vermeintliche Schwelle vertrauensvoll überschritten. Es liegt also in der Natur des Menschen seinem instinktiven Schutzmechanismus zu folgen.
Wo ist das Problem?

Golfanlagen haben zuweilen etwas Unnahbares. Die Schwellenängste, Meinungen und Vorurteile der noch Nichtgolfer lauten: da gehen wir nicht hin, wir dürfen da nicht hinein, da sind nur die…, oder nur Club-Mitglieder, also „Members only“.
Die größte „Schwelle“ ist Vertrauen
Vertrauen zu den Eltern, den Vorgesetzten, den Freunden und Vertrauen in die Politik, das Land, Vorbilder und alle Menschen. Vertrauen in Lebensmittel, Vertrauen in Klimaschutz und Vertrauen in Sportartikel. Es geht immer um Vertrauen.
Eine der vielen Aufgaben einer Golfanlage ist es, den Menschen mit ihrer instinktiven und anerzogenen Schwellenangst eben diese zu nehmen und Vertrauen zu schenken. Das ist nicht leicht, denn jede Art der Schwellenangst kann eine sehr persönliche und individuelle Angelegenheit sein. Ein Schulterklopfen ist nicht gleich Vertrauen, und ein persönliches „Du“ ist nicht immer der Schlüssel zur Überwindung der Schwellenangst.
Eine Schwelle ist eine visuelle und psychologische Barriere, die Ängste verursachen kann. Ängste können durch eine Treppe ausgelöst werden, auf dem Parkplatz abgestellte Autos oder auch durch den sozialen und gesellschaftlichen Stand eines Menschen, verbunden mit dessen Selbstwertgefühl. Eine Schwelle zu überwinden, bedeutet auch, gegen Erziehung und früher erlebte Erfahrungen anzukämpfen.
Betreten wir ein Geschäft leichter, wenn es ebenerdig ist?

Da der Mensch im Grunde seines Herzens, sagen wir mal salopp, lauffaul ist, (das zumindest zeigen nicht nur die Trampelpfade auf vielen Golfanlagen), wird er einen ebenerdigen Eingang bevorzugen. Nach „feng shui“ sollte eine Eingangstür rot sein. Die moderne Verhaltensforschung sagt allerdings, eine Glastür überwindet jede Angst und beflügelt zum Eintreten. Nach feng shui dürfte diese dann allerdings keine Patschfinger aufweisen.
Bemerkenswert dabei ist, wie asiatische und europäische Verhaltensphilosophien und Steuerungen weltweit auf Menschen wirken und sie identisch beeinflussen. Das zeigt auch, dass Schwellenangst ein Urinstinkt des Menschen ist. Eine Golfanlage muss sich also nicht einmal etwas Besonderes einfallen lassen um Schwellenängste abzubauen und Neugolfer zu gewinnen – es ist alles bereits erforscht, wird angewandt und ist erfolgreich. Coca Cola erkannte bereits um 1920 den Wert der Farbe Rot in Verbindung des Kaufverhaltens eines Konsumenten.
Nicht nur der Golfer fährt sein Ziel gerne mit dem PKW an. Die Fahrt zur Golfanlage ist ebenso entscheidend für die Entscheidung einer Mitgliedschaft, wie der Empfangsbereich. Sicherlich gibt es tausend Gründe dafür, warum Frauen weltweit weniger auf Golfanlagen vertreten sind, aber ein Grund könnte eine dunkle, stark bewaldete und einsame Straße zur Golfanlage sein, oder einfach nur die Abgeschiedenheit der Anlage, die auch bei Frauen Urängste und Schwellenängste verursachen kann, wenn sie den Weg allein nehmen müssten.
Wo parkten eigentlich die Gründer einer bekannten Lebensmittel-Discounterkette?
Vor jedem dieser uns allen bekannten Lebensmittel-Discounter gibt es Parkplätze für den Herrn Direktor, den Aufsichtsrat, die Mitarbeiter und deren Anverwandte… – das stimmt natürlich nicht! Ein Parkplatz direkt vor der Tür ist aber für jeden Kunden heute eine Selbstverständlichkeit. Er muss sich nicht neu orientieren, er wird einfühlsam gelenkt.
 
Leider gibt es auf vielen Golfanlagen immer noch die besten Parkplätze in „verkaufsoptimaler Lage“ für die ehrenamtlichen Vorstände und Mitarbeiter. Das wirkt wenig aufgeschlossen für die neuen Golf-Generationen, die jede Golfanlage dringend benötigt. Alte Verhaltensweisen und ehrenamtliche Privilegien sind sicher nicht die zeitgemäßen Aushängeschilder einer Golfanlage auf Erfolgskurs.
Autoreifen als Blumenkübel
Golfanlagen oder Golfclubs könnten ihr äußeres Erscheinungsbild aus der Sicht eines Neukunden einmal überdenken und kritisch analysieren. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Irgendwann liegen dann in Zickzack aufgeschnittene Autoreifen als umfunktionierte Blumenkübel auf der Terrasse einer Golfanlage, ein Design-Desaster.
Fachleute beraten da gerne, unter anderem auch „feng shui“ Berater – nur leider sind sie sehr wenig im Golfbereich tätig. Nicht jedes Vorstandsmitglied verfügt über derartige Fähigkeiten und so passiert es auf vielen Golfanlagen, dass z.B. der Schatzmeister zum neuen Stylist für die Terrassenbestuhlung berufen wird, die Schriftführerin für die Blumenkübel zuständig ist, der Präsident die Terrasseneingrenzung übernimmt und die Präsidentengattin die Tischdecke auswählt.
Jeder kann machen, was er will
Wenn der lobenswerte Wille und auch das Geld zur Erneuerung vorhanden sind, so ist diese Vorgehensweise zuweilen wenig geprägt von wissenschaftlichen Erfahrungen und Erkenntnissen.
Brauereien bauen eine Gastwirtschaft nach neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen – Supermärkte werden ebenso konzipiert – nur auf Golfanlagen kann häufig jeder machen, was er will. Da bringt die Ladies-Captain ihre Tischdeko mit, die Senioren ihre Grillschweine, und die Möchte-Gern-Sponsoren ihren eigenen Kuchen, wohlgemerkt in einer gepachteten und öffentlichen Gastronomie! Der angespannte Gastronomiepächter kann seine Unzufriedenheit nicht mehr für sich behalten.
Jammert ein Golfmanagement über stagnierende Mitgliederzahlen, besser gesagt, die Anzahl an Vollzahlern, würden es die Bestandsmitglieder sicher begrüßen, wenn vor Umlage oder Preiserhöhung die Möglichkeiten der Eigenvermarktung, Kundengewinnung und Kundenbindung genauestens analysiert und sich daraus Maßnahmen abgeleitet hätten. Auch das schafft Vertrauen.

Adriaan A. Straten
Adriaan Alexander Straten berät mit seinen Netzwerken golfpilot.de und golfbrand.de seit 1989 Golfanlagen
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