13.04.2019

„Warum kommen Sie nicht und holen es sich…?“

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Es grünt so grün und Augustas Jackets blühen – mit dem Green Jacket durch die Masters-Historie.


Aus Augusta berichten Oskar Brunnthaler und Thomas Fischbacher
Es braucht schon eine ganze Portion blühender Phantasie, um nachvollziehen zu können, welch kuriose Geschichten sich rund um das begehrteste Sakko der Welt, dem Green Jacket, ranken. Das Green Jacket, mit dem Masters-Logo auf der Brusttasche und den Knöpfen mit eben diesem Logo, ist zwar erst seit 1949 offizielles Siegerjackett beim Masters-Turnier, dem ersten Major des Jahres, aber die Mitglieder liefen schon seit den Anfängen in diesen einzigartigen grünen Sakkos auf der Anlage herum, erstmals 1937. Der ursprüngliche Hintergedanke dieser „Mitglieder-Uniform“: Damit die Patrons, wie hier noch immer die Fans genannt werden, erkennen können, an wen sie sich zu wenden haben, wenn sie auf dem Gelände Fragen haben.
Die Green Jackets wurden von der „Brooks Uniform Co.“ in New York geschneidert und die Mitglieder mussten sie dort bestellen, Maß nehmen lassen und auch bezahlen. Ursprünglich waren die Sakkos aus schwerem Stoff und bei der eventuellen Frühjahrshitze in Augusta recht unbequem. Während das „Masters-Green“ (Pantone 342) beibehalten wurde, sind die Green Jackets heute leichter und angenehmer zu tragen. Typische Augusta-Regel: das Green Jacket ist Eigentum des Clubs, darf von den Mitgliedern nur auf der Anlage getragen werden, muss also beim Verlassen des Augusta National wieder abgegeben werden. Nur der jeweilige Masters-Sieger, wie zuletzt Patrick Reed, darf die Stoff-Trophäe ein Jahr lang für persönliche Zwecke (Werbe- und PR-Aktionen) „entführen“, also mit nach Hause nehmen. 

Erstes offizielles Jackett an Sam Snead 

Vor der Siegerehrung sonntagabends wird in aller Eile ein passendes Sakko aus dem Mitgliederfundus für den Masters-Champion herausgesucht, später dann nach Maß angefertigt. Mehrfach-Gewinner wie Jack Nicklaus (6 mal), oder Arnold Palmer (4 mal), so wie auch Tiger Woods oder auch Bernhard Langer (2 mal) besitzen nur ein Green Jacket, einzige Ausnahme: wenn sich die Maße des Besitzers drastisch geändert haben sollten, wird ein passendes grünes Sakko angefertigt.
Das erste offizielle Green Jacket als Preis gewann Sam Snead 1949, allerdings wurde diesem Umstand damals noch keine wirkliche Bedeutung beigemessen. Im „The Augusta Chronicle“, dem Lokalblatt, erschien auf der Titelseite das Siegerfoto mit Sam Snead, das Green Jacket wurde jedoch mit keinem einzigen Wort erwähnt. Heute ist das wohl anders: 2013 wurde zum Beispiel in London das Green Jacket von Horton Smith, dem ersten Masters-Sieger, für 682.000 Dollar ersteigert…

„Gary, haben Sie das Jacket?“

Dies veranlasste das Augusta-Committee, rechtliche Schritte einzuleiten: Das Green Jacket dürfe nicht verkauft werden. Inzwischen stellten die Augusta-Verantwortlichen auch fest, dass damals drei Masters-Jackets, darunter auch das von Masters-Sieger 1966, Byron Nelson, gestohlen wurden – vermutlich von Mitarbeitern.
Zum Schmunzeln ist die Geschichte um das Green Jacket, das Gary Player 1961 gewann. Er war der erste ausländische Sieger, und somit wanderte das Green Jacket nach Südafrika. Als der Titelverteidiger im Jahr darauf im Playoff gegen Arnold Palmer verlor, gab Gary Player sein Jacket nicht im Club ab, sondern nahm es wieder mit nach Hause. Als Clubpräsident Clifford Roberts Player in Südafrika anrief und sich nach dem Verbleib des Green Jackets erkundigte, gab es folgenden Disput:
Roberts: „Gary, haben Sie das Jacket?“ 
Player: „Ja, das habe ich.“ 
Roberts: „Okay, niemand hat jemals das Green Jacket von hier mitgenommen.“ 
Player: „Okay Mr. Roberts, wenn Sie es wollen, warum kommen Sie nicht und holen es sich…?“ 
Worauf Roberts gelacht haben soll und nur noch gesagt haben: „Tragen Sie das Green Jacket nicht in der Öffentlichkeit.“
Die kurioseste Green-Jacket-Story ist wohl jene von Jack Nicklaus. 1963 gewann er sein erstes von insgesamt sechs Green Jackets, Vorjahressieger Arnold Palmer streift es ihm bei der Siegerehrung über. Es war nur eine Größe 46 aufzutreiben, also viel zu groß für den damals noch ranken Nicklaus. Tatsächlich erhielt er sein erstes und eigenes Masters-Sakko erst 1998, nachdem Augusta-Präsident Jack Stephens von dem „Kleiderproblem Nicklaus“ erfahren hat. Anlässlich seines 40. Masters-Turnier in Folge wurde er mit einer Medaille ausgezeichnet und bekam von Stephens ein Kuvert zugesteckt, mit dem Inhalt, er solle sich beim Schneider endlich sein Masters-Jacket anpassen lassen. Diesmal in der richtigen Größe, nämlich 44. Sein erstes Green Jacket – nach 35 Jahren. 
So kurios auch die Stories um das Green Jacket sein mögen, der Stoff, aus dem die Masters-Geschichten geschmiedet sind, wird nie ausgehen.
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