Neue Schäfte und ihre Hersteller ...
Golfschlägerschäfte: Der umkämpfte Schaftmarkt
Der umkämpfte Schaftmarkt. Die Hersteller hochwertiger Golfschlägerschäfte duellieren sich auf hohem Niveau. Das führt zu großer Experimentierfreudigkeit – und neuen Produkten. Doch es ist Vorsicht geboten.
Der Schaftmarkt ist hart umkämpft. Das führt dazu, dass die verschiedenen Hersteller neue Graphitfasern testen. Dies mit Zusätzen wie Graphene und metallischen Einzelsträngen oder Geweben, um den Druckwiderstand möglichst kleinteilig beeinflussen zu können.
Die Zutatenliste moderner High-End-Schäfte liest sich deshalb wie der Beipackzettel eines komplexen Medikaments. T1100, Graphen, Zylon, Boron, 50T, Micro Laminate Technology, Thin Ply Technology, TI-Mesh, Dual Core. Mit Fachbegriffen wird nicht gegeizt, wenn man die Seiten der Schafthersteller durchforstet.
Doch was bringt es dem Golfspieler? Das zeigt sich definitiv nur in einem ordentlichen Fitting, bei dem die diversen Schäfte getestet werden können, um Unterschiede herauszuarbeiten.
Trotzdem ist Vorsicht geboten, da die Tendenz zu Sonderschäften, Co-Branding etc. wieder stärker ist als noch vor ein paar Jahren. Im Folgenden die Neuheiten einiger ausgewählter Hersteller.
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Spieler auf dem Schaftmarkt: Aldila
Die Firma Aldila wird selten genannt, wenn es um exotische und hochpreisige Golfschlägerschäfte auf dem Schaftmarkt geht. Und dennoch ist Aldila Woche für Woche die Nummer 1 auf der PGA Tour, bezogen auf die Anzahl der gespielten Schäfte.
Der Aldila Rogue hat vor einigen Jahren diese Stellung weiter gefestigt. Und eines der neuen Produkte ist auf dem besten Weg, diese Legacy fortzusetzen.
Der Synergy Black, derzeit nur im Tour Van und bei wenigen Verkäufern in den USA zu bekommen, ist eine sensationelle Neuentwicklung. Er wird derzeit als „der Spinkiller“ schlechthin beschrieben. Das Biegeprofil erinnert stark an einen Laternenpfahl und kann freundlich formuliert als sehr stabil beschrieben werden.
Gemütlichere Varianten auf dem Schaftmarkt
Zum Einsatz kommt das bereits erwähnte Graphen, das die derzeit stärkste Graphitfaser im Schaftbau ist und 200 Mal stabiler als Stahl. Von Synergy Black gibt es auch eine etwas gemütlichere Variante – den Synergy Blue. Deutlich weicher vom Profil her und definitiv eher für den normalen Golfspieler geeignet.
Zusätzlich kommen noch der Quaranta (sehr leicht, weicheres Profil) und der XTorsion Copper (mit MAMBA Technology).
Der XTorsion soll durch die besondere Faserorientierung den Schaft in dem Bereich stabilisieren, in dem die meiste Torsion (Verdrehung um die Längsachse) stattfindet. Und so Genauigkeit und Spinreduzierung ermöglichen.
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Spieler auf dem Schaftmarkt: MRC – Mitsubishi Chemicals
Nachdem MRC in den vergangenen Saisons sehr viele neue Modelle auf den Markt gebracht hatte, die auch auf den Touren schon lange genutzt werden (Rory McIlroy vertraut schon lange auf die KuroKage Serie dieses Herstellers), scheint in dieser Saison der Fokus auf dem wachsenden Segment der Graphitschäfte für Eisen zu liegen.
Die OT-Serie wurde schon vorgestellt und soll eine weitere Option sein, Spieler von Stahl auf Graphit zu bekommen. Das jedoch, ohne den vermuteten Verlust an Präzision in Kauf nehmen zu müssen.
MRC ist allerdings auch einer der Lieferanten, die mit sehr vielen Prototypen auf den relevanten Profi-Touren dieser Welt unterwegs sind. Sodass der nächste Release eines High-End-Schaftes nach der TENSEI Serie nur eine Frage der Zeit ist.
Aerotech
Dieser Hersteller hat sich in den vergangenen Saisons seine Position als Nummer 1 auf der PGA Tour in der Kategorie Graphitschäfte für Eisen erarbeitet. Die Steelfiber-Schäfte werden unter anderem von Matt Kuchar, Brandt Snedeker und Fred Couples genutzt.
Kein anderer Hersteller aus diesem Segment hat es bisher geschafft, dauerhaft Spieler auf Graphit halten zu können.
Doch AEROTECH möchte natürlich auch in die Riege der prestigeträchtigen Driverschaft-Lieferanten auf der PGA Tour vorstoßen. Und hat aus diesem Grund ein Produkt vorgestellt, das sie selbst als „Exotic“ bezeichnen.
Titanium-Faser
Die Modelle TiFiber Tour und TiFiber Pro lassen schon vom Namen her erahnen, was Sache ist. Anstelle der bekannten Stahlfaser, die für die Ummantelung der Schäfte für Eisen genutzt wird, kommt bei den Driverschäften eine Titanium-Faser zum Einsatz.
Das Tour Modell ist sehr fest im Tipbereich und benötigt eine höhere Schlägerkopfgeschwindigkeit, um einen sinnvollen Ballflug zu erzeugen. Das Pro Modell ist die etwas gutmütigere Variante, die auch von Normalsterblichen in Betracht gezogen werden kann.
Spieler auf dem Schaftmarkt: Graphite Design
Der Hersteller Graphite Design mit Firmensitz in Japan ist schon sehr lange im Bereich der High-End-Schäfte zu Hause.
Seinen Durchbruch konnte er verzeichnen, als der inzwischen schon legendäre Tour AD-DI auf der PGA Tour ein Erfolgsmodell wurde.
Gut erkennbar an der Farbkombination Weiß/Orange fand er seinen Weg in viele Driver absoluter Top-Spieler.
Unter anderem war Adam Scott sehr lange mit diesem Produkt unterwegs. Damals waren sogenannte 50T-Fasern aus dem Hause Torray das Maß aller Dinge.
Inzwischen gibt es noch hochwertigere Fasern (T1100G), die in zwei der neuen Golfschlägerschäften zum Einsatz kommen, die GD für 2018 auf den Markt bringt. Zum einen ist da die MAD Serie.
MAD steht für Maxi- mum Accuracy and Distance. Die MAD- Serie besteht aus zwei Segmenten – Standard und Pro. Die Standardserie ist ein klassisches Mid Launch/Mid Spin-Profil, während die Pro-Serie eher MidLow/Low ist.
Als zweite Ergänzung im Programm wurde der Tour AD-IZ eingeführt. Kurz beschrieben trifft der Vergleich „stabiler DI“ die Charakteristik des Schaftes am besten.
Durch die gesteigerte Athletik vieler Golfer auf der PGA Tour und auch im Amateurbereich wurde es nötig, den DI zu modernisieren. Auch hier kommen die derzeit stabilsten Torray Fasern (T1100G) zum Einsatz.
Als drittes Produkt stellte Graphite Design den Chichibu vor. Chichibu ist eine Hommage an den Standort der GD Schaftproduktion und zielt ganz klar auf den asiatischen Markt. Sehr leicht, tendenziell weich, aber trotzdem stabil.
Project X
Nach dem großen Erfolg der HZRDUS Serie auf den Touren dieser Welt und bei den Top-Amateuren, kommt nun die neue Familie „Evenflow“ auf den Markt. Einige Hersteller bieten diese auch schon als Standardoption an.
Während alle drei HZRDUS-Profile doch eher straff daherkommen, ist die „Evenf low“-Familie etwas weicher in Bezug auf die Rückmeldung.
Die derzeit erhältlichen Profile Black und Blue sind an die HZRDUS Black und Yellow angelehnt. Der Evenf low Red, ist das Profil mit dem höchsten zu erwartenden Ballflug. Und wird vermutlich sehr gut mit Fairwayhölzern harmonieren.
Wie auch bei der HZRDUS-Linie, wird beim Evenflow die Serie zweigeteilt produziert. Zum einen gibt es die „Industrievariante“ mit Fertigung in China – diese kommt bei den OEM-Herstellern zum Einsatz. Zum anderen produziert das Unternehmen in San Diego die Handcrafted Variante, auf die nur die True Temper Fitting Center Zugriff haben.
Accra
Das Unternehmen ACCRA ist einer der wenigen Hersteller, der bislang nicht über die großen Schlägerproduzenten dieser Welt zu bekommen ist.
Betrachtet man das komplette Sortiment von ACCRA, so gibt es theoretisch keinen Spielertyp, den man nicht mit mindestens einem Produkt aus diesem Hause glücklich machen könnte.
Accra hat das Kernstück der Serie überarbeitet und modernisiert. Die komplette FX-Serie (alle Schäfte der Serie wer- den in Japan hergestellt) erscheint in neuem Gewand.
Kern der Entwicklung war es, das Gewicht zu reduzieren – meist etwa um 5 Gramm – um die Stabilität zu verbessern. Außerdem ergänzen noch weitere Gewichts- und Flexoptionen das Sortiment, um auch wirklich für jeden Spieler etwas im Angebot zu haben.
Darüber hinaus ergänzt eine stabilere Variante die iSerie. Das Ziel: Auch sportliche Golfer mit einem etwas günstigeren Produkt versorgen zu können.
Erreicht wurde dies durch die Einarbeitung eines Metall-Mesh-Gewebes im Tipbereich der Schäfte. Was die Stabilität erhöht und für einen etwas flacheren Ballflug und weniger Spin sorgen kann.
Zu guter Letzt gibt es noch einige Modelle im High-End-Bereich, die vor allem auf den Markt der Top-Amateure und PGA Tour Professionals ausgerichtet sind.
Für uns normalsterbliche Golfer ist es schwer, mit einem Teil dieser Golfschlägerschäfte den Ball über Kopfhöhe fliegen zu lassen. Für große Jungs wie Gary Woodland funktionieren sie hingegen sehr gut.
Johannes Herbig, Inhaber der Fitting-Schmiede Clubmate Golf in Pfungstadt.
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