Golfen im Einklang mit der Natur. Warum die Würzburger Golfer stolz auf ihre Rebhuhn-Familie sind. Und warum golfen nicht nur die ständige Suche nach einem kleinen weißen Ball bedeutet, sondern auch viel mit dem Schutz und der Liebe zur Natur zusammenhängt. Von Wilma Wolf …
Golfen im Einklang mit der Natur, das hat sich der Golf Club Würzburg auf die Fahne geschrieben. Mit Erfolg.
Denn der im Jahr 1984 vom Würzburger Geschäftsmann Rudi May gegründete Club erhielt im Laufe der Jahre eine ganzen Reihe von Auszeichnungen. So die Aufnahme in den Kreis der „Leading Golf Clubs of Germany“. Oder die Auszeichnung in „Gold“ bei der Initiative „Golf & Natur“ des Deutschen Golfverbandes. Nicht zu vergessen die Auszeichnung „Blühender Golfplatz“ durch das Bayerische Umweltministerium.
Bei einer rund zweistündigen Führung mit Eckhard Gunther Beck, ehrenamtlicher Naturschutzwächter der Stadt Würzburg, über den auf einem Höhenrücken zwischen der Giebelstädter Steige und dem Tal des Fuchstädter Bachs gelegenen Golfplatz, konnten sich jetzt rund 30 Besucherinnen und Besucher von den ökologischen Projekten des Golf Clubs Würzburg und den unterschiedlichen Biotopen überzeugen.
Denn nur 35 der 56 Hektar Gesamtfläche werden als Spielflächen genutzt und gepflegt, der Rest bleibt größtenteils sich selbst und der Natur überlassen. Das Wasser für die Platzpflege kommt aus eigenen Tiefbrunnen, deren Entnahmemengen streng reglementiert sind.
Großzügige Hecken zur Fluchtwegevernetzung
Auf dem Weg zum großen Krötenteich an Loch 16 erzählt Head-Greenkeeper Marius Cazan, Chef des sechs Mitarbeitende umfassenden Teams für die Platzinstandhaltung und Pflege, von den ökologischen Grundgedanken des Golf Clubs Würzburg. Diese sind schon damals, bei der Anlage des Golfplatzes, umgesetzt worden.
+++ Zum Thema: GC Würzburg – Golfperle mit Weitblick +++
Weil direkt an die an einen Landschaftspark anmutende Anlage ein Landschaftsschutzgebiet und ein Wald angrenzen, hat man wichtige Rückzugsorte für die Tiere geschaffen. Diese hatten hier schon zuvor ihr Zuhause.
Und so entstanden auf dem gesamten Areal großzügige Hecken, die zur „Fluchtwegvernetzung“ nicht mehr als 50 Meter voneinander entfernt sind.
Ein Verbund, in dem sich Tiere wie Eidechsen, Iltisse, Feldhasen, Marder, Wildbienen, Insekten und verschiedene Vogelarten vor den Menschen zurückziehen können.
Darunter finden sich auch sehr selten gewordene Vögel, wie die Wacholderdrossel, der Wiedehopf oder der Eisvogel, berichtet Head-Greenkeeper Marius Cazan stolz.
GC Würzburg – stolz auf die Rebhühner …
Und sogar das Rebhuhn, laut der Fachzeitschrift Wild und Hund „… die am stärksten vom Rückgang der Biodiversität in der Feldflur betroffene Niederwildart …“ gibt es hier.
„In der Zeit des Lockdowns 2021 tauchte ein Rebhuhn-Pärchen bei uns auf. Weil es nach der Wiedereröffnung Anfang Mai zunächst nicht mehr gesehen wurde, vermuteten wir, dass es nur kurz die (Spiel-)Ruhe genutzt hatte“, so Cazan.
Umso größer war die Freude, als die Rebhühner im Juni wieder zum Vorschein kamen. Diesmal mit einem guten Dutzend Exemplaren, denn mittlerweile war der Nachwuchs dabei. „Sie bewahren zwar eine gewisse Distanz zu den Menschen, verlassen aber unseren Golfplatz nicht“, sagt er.
Auch bei dieser Wanderung lassen sich zwei Rebhühner blicken. Und während in den letzten Jahrzehnten die Rebhuhn-Bestände in Deutschland um etwa 70 Prozent zurückgegangen sind, finden die Tiere hier offensichtlich alles, was sie zum Leben brauchen. Darunter Altgrasstreifen, Heckenränder und Grabenböschungen.
„Ganz wichtig sind aber auch die kurzgemähten Rasenflächen. Für die Rebhuhn-Küken sind diese Flächen von immenser Bedeutung, weil sie Trockenheit und Wärme besonders schätzen“, erklärt Cazan.
Sonnige Kräuterwiesen grenzen an die Bahnen
Am linken Rand der ersten Spielbahn befindet sich eine sonnige Kräuterwiese, die an einen Kiefernwald grenzt.
Bei Untersuchungen wurde eine hohe Artenvielfalt der Fauna festgestellt. Darunter Glockenblumen, Nelken, Schlüsselblumen, Hahnenfuß, Ehrenpreis, Klee, Storchschnabel, Margeriten, Wicken, Salbei, Wilde Möhre, Schafgarbe und einige Grassorten.
Weiter geht es zu einer sonnigen Trockenrasenfläche rechts der zweiten Spielbahn. Diese wurde seit Baubeginn des Golfplatzes im Jahr 1994 nicht mehr gedüngt.
So konnte sie sich im Laufe der Zeit zu einem dürren, stein- und artenreichen Trockenrasenbiotop entwickeln.
„Die Besonderheit der Fläche ist die Ansiedlung des Kleinen Knabenkrautes. Es gehört zur Gattung der Orchideen“, erklärt der Greenkeeper.
Des Weiteren konnte eine Studentin des biologischen Instituts der Universität Würzburg hier über 16 verschiedene Arten von Grashüpfern bestimmen.
Um die Artenvielfalt zu fördern und weiterhin Eidechsen, Säugetieren und einer Vielfalt an Vögeln ein Zuhause zu geben, werden diese Flächen jährlich nur einmal im Herbst gemäht und das Schnittgut abgefahren.
Zwischen den Bahnen vier und elf sieht man einen Lesesteinhaufen, ein sogenanntes Trittsteinbiotop.
„Die Steinzwischenräume werden von verschiedenen Klein- und Kleinstlebewesen wie Reptilien und Insekten als Schlummerplatz für den Winter genutzt“, erklärt Beck.
Im Sommer wiederum nutzen unter anderem Eidechsen, Lurche, Ameisen, Bienen und Grabwespen die von der Sonne gewärmten Steine als Wohlfühloase. Bei Gefahr können die Spalten zwischen den Steinen als rettendes Versteck genutzt werden.
Der Natur Raum lassen auf der einen Seite – den Golfsport ermöglichen auf der anderen Seite. Das ist die Philosophie des Würzburger Golf Clubs, sagt auch Clubmanager Fabian Otter beim Rundgang.
Golfen im Einklang mit der Natur – das sei ein Gewinn für Mensch und Natur.
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