15.09.2024 | 17:14

Esther Henseleit im Porträt: Steiler Aufstieg!

Esther Henseleit (Foto: picture-alliance)
Markus Scheck
Markus Scheck

Esther Henseleit im Porträt. Die Hamburgerin schreibt mit der Silbermedaille beim olympischen Golfturnier in Paris Golfgeschichte. Nach einem weiteren zweiten Platz in Schottland hat die 25-Jährige auch ihr Ticket für den Solheim Cup in der Tasche. Im GOLF TIME-Exklusiv-Interview gewährt Henseleit Einblicke in ihr Erfolgsrezept.


Obwohl die Karriere von Esther Henseleit bislang stets steil nach oben zeigte, so hätten wohl nur die größten Optimisten unter den deutschen Golffans auf eine Medaille beim olympischen Golfturnier in Paris spekuliert.

Selbst vor der Finalrunde auf dem Albatros Course im Le Golf National sah es nicht unbedingt danach aus. Mit sieben Schlägen Rückstand auf die Führenden war Henseleit lediglich krasse Außenseiterin im Rennen um Gold, Silber und Bronze.

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Es gab nur eine Chance auf Edelmetall: „Esthi“ musste die Runde ihres Lebens spielen – und das tat sie.

Historisches Silber für Golf-Deutschland: Esther Henseleit feiert den zweiten Platz beim olympischen Golfturnier in Paris
Historisches Silber für Golf-Deutschland: Esther Henseleit feiert den zweiten Platz beim olympischen Golfturnier in Paris

Henseleit beendete ihre Runde mit zwei aufeinanderfolgenden Birdies, brachte eine 66 (-6) ins Clubhaus und kletterte über Nacht vom 13. Platz auf Rang 2, gleichbedeutend eben mit der Silbermedaille.

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Esther Henseleit im Porträt: Aufholjagd zum historischen Silber

„Ich war heute so weit hinten“, blickte die 25-jährige Hamburgerin im Anschluss zurück. „Dabei hatte ich einen großartigen Start und nach neun Löchern sah ich auf das Leaderboard und lag auf Platz zwei – ich war total überrascht. Ich hatte am Anfang der Back Nine etwas Mühe, aber mir gelangen einige großartige Pars. Und dann mit Birdie-Birdie abzuschließen, war wirklich unglaublich.“

Geschichte geschrieben: Esther Henseleit holt als erste Europäerin eine olympische Medaille im Golfwettbewerb
Geschichte geschrieben: Esther Henseleit holt als erste Europäerin eine olympische Medaille im Golfwettbewerb

Esther Henseleit führte am Ende des Wettbewerbs, den die Neuseeländerin Lydia Ko gewinnen konnte, das Feld in Birdies (insgesamt 22) an. Und sie ist nun die erste Europäerin der Neuzeit, die eine olympische Medaille im Golfwettbewerb gewann.

Die Olympischen Spiele waren dabei schon seit längerer Zeit im Fokus von Henseleit. Die Hamburgerin mit Wohnsitz in Scottsdale, Arizona, setzte sich dieses Ziel bereits vor acht Jahren, nachdem sie die Spiele von Rio de Janeiro im Fernsehen gesehen hatte.

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Esther Henseleit: Fixes Mitglied der LPGA Tour

Jetzt spielt Esthi auf der LPGA Tour und befindet sich inmitten der besten Saison ihrer Karriere, hat zwei Top-10-Platzierungen bei den Majors eingefahren und 13 von 18 Cuts geschafft.

Für Henseleit ging mit dem Gewinn der Silbermedaille ein Traum, um nicht zu sagen ein Märchen in Erfüllung.

„Das ist alles, was ich mir zu Beginn der Woche erwünscht hatte, einfach unglaublich. Ich bin die erste Europäerin, die eine olympische Medaille gewonnen hat. Das ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes“, so Henseleit euphorisch.

Überglücklich: Esther Henseleit bei der Pressekonferenz nach der historischen Silbermedaille
Überglücklich: Esther Henseleit bei der Pressekonferenz nach der historischen Silbermedaille

Auch die Siegerehrung wird bei der Athletin nachhaltig in Erinnerung bleiben.

„Unglaublich: Ich stand da oben und habe es genossen. Am Morgen hatte ich noch gedacht, dass etwas Besonderes passieren könnte, und dann stand ich da mit der Medaille, die wirklich extrem schwer ist.

Ich bin so glücklich und werde wohl ein paar Tage brauchen, bis ich das realisiert habe. Die Medaille bekommt auf jeden Fall einen besonderen Platz zu Hause in meinem Zimmer.“

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Esther Henseleit im Porträt: Reece Phillips – Verlobter, Coach und Caddie

In Paris, der „Stadt der Liebe“, vollendete sich für Henseleit ein sportlicher Traum, der auch mit privatem Glück versehen ist.

Ihr Verlobter Reece Phillips ist nämlich nicht nur ihr Lebenspartner, sondern auch ihr Schwungcoach und Caddie in Personalunion. Esther betonte nach ihrem historischen Silbercoup, wie wichtig die Doppelrolle ihres Partners sei.

Erfolgsduo auf und neben dem Golfplatz: Esther Henseleit mit ihrem Verlobten Reece Phillips
Erfolgsduo auf und neben dem Golfplatz: Esther Henseleit mit ihrem Verlobten Reece Phillips

„Es hilft auf jeden Fall, wenn man jemanden an der Tasche hat, der einen so gut kennt und weiß, was er in welchen Momenten sagen muss“, erzählte sie über ihren Wegbegleiter, mit dem sie in Scottsdale, Arizona, lebt.

Vor über drei Jahren begann die gemeinsame Reise, zunächst rein sportlich, dann auch privat. Sie lernten sich kennen, verbrachten viel Zeit miteinander, verliebten sich und arbeiteten akribisch an Esthis Golfkarriere.

Das private Highlight in Form der Hochzeit soll im kommenden Sommer folgen.

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Esther Henseleit im Porträt: Anfänge in Hamburg

Doch blicken wir auf den Beginn der Karriere von Esther Henseleit: Sie wurde im Alter von acht Jahren von ihrer Mutter in den Golfsport eingeführt, besuchte die Freie Waldorfschule Oldenburg und spielte als Mädchen im Golfclub am Meer in Bad Zwischenahn.

Esther Henseleit 2014
Esther Henseleit 2014

Bereits mit neun Jahren hatte sie ein Handicap von 21. Sie wurde im Jahr 2010 Niedersächsische U12-Landesmeisterin sowie in den Jahren 2012 und 2013 Hamburger Jugendmeisterin.

Im Jahr 2013 folgte auch der Wechsel zum Hamburger Golf-Club. Im Alter von 13 Jahren wurde Henseleit zudem zum ersten Mal Deutsche Jugendmeisterin in ihrer Altersklasse.

Seit 2014 war Henseleit Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, mit der sie im Juli desselben Jahres das European Young Masters gewann.

Im Jahr 2015 errang sie sowohl den Titel der deutschen Jugendmeisterin ihrer Altersklasse als auch den Titel der deutschen Vizemeisterin.

Das deutsche Team 2016 (v. l.): Kapitänin Pia Halbig, Antonia Eberhard, Sophie Hausmann, Esther Henseleit, Bundestrainer Stephan Morales und Physiotherapeutin Sofia Melnik (Foto: DGV)
Das deutsche Team 2016 (v. l.): Kapitänin Pia Halbig, Antonia Eberhard, Sophie Hausmann, Esther Henseleit, Bundestrainer Stephan Morales und Physiotherapeutin Sofia Melnik (Foto: DGV)

Sie gewann im Jahr 2016 die Bronzemedaille bei der internationalen Amateurmeisterschaft der Damen und wurde 2017 für den Junior Solheim Cup nominiert.

2018 gewann Esther die Deutschen Einzelmeisterschaften sowie mit der Mannschaft des Hamburger Golf-Clubs die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften und die European Ladies’ Club Trophy.

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Esther Henseleit im Porträt: Erfolge auf der Ladies European Tour

Henseleit beendete ihre Amateurkarriere im Januar 2019 mit dem in Europa damals einmaligen Handicap von +7,1. In der weltweiten Amateurrangliste der Damen nahm sie zu diesem Zeitpunkt den zehnten Platz ein.

Siegerlächeln: Esther Henseleit mit ihrem ersten Sieg als Profi bei der Skaftö Open 2019 auf der LET Access Series (Foto: LET)
Siegerlächeln: Esther Henseleit mit ihrem ersten Sieg als Profi bei der Skaftö Open 2019 auf der LET Access Series (Foto: LET)

Sie qualifizierte sich auf Anhieb für die Ladies European Tour, auf der sie nach einem Sieg bei der Skaftö Open 2019 auf der LET Access Series auch die Magical Kenya Ladies Open 2019 auf der LET für sich entscheiden konnte.

Henseleits Triumph bei der Magical Kenya Ladies Open sicherte ihr sowohl den Sieg in der Jahreswertung der LET Order of Merit als auch die Auszeichnung als Rookie of the Year.

BREITES GRINSEN Esther Henseleit gewinnt die Magical Kenya Open 2019 auf der Ladies European Tour
BREITES GRINSEN Esther Henseleit gewinnt die Magical Kenya Open 2019 auf der Ladies European Tour

Sie war damit nach Laura Davies (1985) und Carlota Ciganda (2012) erst die dritte Spielerin in der Geschichte der LET, der dieses Kunststück gelang.

Der Gewinn der Order of Merit sicherte ihr das Spielrecht auf der LET für die nächsten sieben Jahre.

Esther Henseleit 2019: Auszeichnung als Rookie des Jahres und gleichzeitig der Sieg in der LET-Geldrangliste
Esther Henseleit 2019: Auszeichnung als Rookie des Jahres und gleichzeitig der Sieg in der LET-Geldrangliste

Zudem qualifizierte sich Henseleit bereits im November 2019 mit einem 30. Platz in der Qualifying School für die LPGA Tour, auf der sie seit Anfang 2020 fixes Mitglied ist.

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Esther Henseleit im Porträt: Wechsel auf die LPGA Tour

Henseleit wurde nach ihrer ersten Profisaison auf der LET zu Hamburgs Sportlerin des Jahres 2019 gewählt. Im unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie stehenden Jahr 2020 begann Henseleit, ihren Fokus von der LET auf die LPGA zu verlagern.

Esther Henseleit: Erfolgreiche Titelverteidigung bei der Magical Kenya Ladies Open 2022 (Foto: Tristan Jones/LET)
Esther Henseleit: Erfolgreiche Titelverteidigung bei der Magical Kenya Ladies Open 2022 (Foto: Tristan Jones/LET)

Bei einem ihrer seltener gewordenen Ausflüge auf die LET verteidigte sie im Jahr 2022 beim Auftaktturnier der Ladies European Tour ihren Titel bei der Magical Kenya Ladies Open erfolgreich.

Obwohl der erste Titel auf der LPGA Tour noch auf sich warten lässt, spielte Henseleit dieses Jahr bereits zwei Mal auch bei den Majors groß auf.

Sowohl bei der Chevron Championship als auch der Evian Championship konnte sie einen geteilten 7. Platz erringen.

Beim letzten Major der Saison 2024, der AIG Women‘s Open in St. Andrews, lag Esther nach einer tollen dritten Runde in den Top 10.

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Sie musste am Ende aber den extremen schottischen Verhältnissen mit Wind, Kälte und Regen Tribut zollen.

Schottischer Sommer: Während der Finalrunde der AIG Women‘s Open in St. Andrews wurde Henseleit buchstäblich „vom Winde verweht“ ... (Foto: picture-alliance)
Schottischer Sommer: Während der Finalrunde der AIG Women‘s Open in St. Andrews wurde Henseleit buchstäblich „vom Winde verweht“ … (Foto: picture-alliance)

Im Vorfeld des Turniers baten wir Esther Henseleit im Rahmen dieses Porträts auch zum GOLF TIME-Exklusivtalk.

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Esther, herzlichen Glückwunsch zur historischen olympischen Silbermedaille. Lassen Sie die Woche in Paris für uns noch einmal Revue passieren …

Es war eine lange Woche. Wir sind vier Tage, bevor es losging, nach Paris gereist und haben die ganze Zeit über im olympischen Dorf gewohnt. Eine echt schöne Erfahrung war dabei, auch die anderen Athletinnen und Athleten zu sehen.

Der Golfplatz im Le Golf National war richtig gut, die Stimmung phänomenal, vor allem am ersten Tee mit der Präsentation der Spielerinnen.

Lydia Ko gewinnt Gold bei den Olympischen Spielen 2024. Esther Henseleit holt Silber, Xi Yu Lin Bronze (Foto: Picture Alliance)
Lydia Ko gewinnt Gold bei den Olympischen Spielen 2024. Esther Henseleit holt Silber, Xi Yu Lin Bronze (Foto: Picture Alliance)

Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals zuvor vor so vielen Zuschauern gespielt habe. Es war deutlich größer und aufregender als sonst auf der Tour. Und am Ende war es natürlich ein toller Abschluss mit der Runde am Samstag und der Silbermedaille.

Konnten Sie bei Olympia auch etwas von den anderen Sportarten sehen?

Ich hatte an den ersten Tagen die Chance, ein wenig woanders zuzuschauen. Am Sonntag vor dem Turnier ging ich zum Schwimmen und am Montagabend zur Leichtathletik.

Ab Dienstag, also am Tag vor der ersten Runde, habe ich mich dann aber ganz auf mich und meine Vorbereitung fokussiert.

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Sie konnten die Woche darauf in Schottland gleich mit einem weiteren zweiten Platz nachlegen. Wie war die Umstellung? Die Bedingungen in Paris und in Schottland waren doch gänzlich andere …

Die ersten Tage nach Olympia lag der Fokus zunächst auf Erholung und Runterkommen, um das Kapitel abzuschließen und sich auf die neue Woche vorzubereiten.

Ja, der Golfplatz in Schottland und die Bedingungen waren natürlich ganz andere, aber ich konnte mein gutes Spiel in die neue Woche mitnehmen und bin natürlich mit dem Endergebnis sehr zufrieden.

Nun steht das letzte Major des Jahres auf dem Old Course in St. Andrews an. Wie liegt Ihnen Linksgolf generell?

Ich finde, das ist immer ein wenig schwierig zu sagen, ob es einem liegt oder nicht, wenn man nur ein oder zwei Mal pro Jahr unter solchen Bedingungen spielt.

Ich habe auch das Gefühl, dass sich jedes Jahr das eigene Spiel ein wenig verändert. Wenn man hierherkommt, muss man immer ein wenig an den Punches und halben Schwüngen arbeiten. Um das Grün herum spielt es sich ebenfalls ganz anders.

Perfektionistin: Die 25-jährige Hamburgerin blickt zuversichtlich in die Zukunft (Foto: picture-alliance)
Perfektionistin: Die 25-jährige Hamburgerin blickt zuversichtlich in die Zukunft (Foto: picture-alliance)

Letzte Woche bei der Scottish Open war das eine gute Vorbereitung, vor allem, was den Wind betrifft. Bei der AIG Women’s Open ist es auch immer ein wenig Glücksache, ob der Ball einen Meter vor dem Bunker liegen bleibt oder reinrollt bzw. auch, auf welcher Seite vom Draw man ist.

Natürlich ist es mein Ziel, auch in dieser Woche wieder vorne mitzuspielen. Letztendlich weiß man bei Linksgolf, auch wenn man extrem gut drauf ist, nie genau, was einen erwartet.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom Old Course?

Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich hier spiele. Es ist ein extrem guter Golfplatz, wobei der Wind es schwer macht. Der Platz ist in sehr gutem Zustand. Hart und ausgetrocknet, was richtige Linksgolf-Qualitäten erfordert, wie zum Beispiel, den Ball flach aufs Grün zu spielen.

Es wird auch darauf ankommen, wo sie die Fahnen stecken werden. Das sind mit Sicherheit die größten Grüns, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Da war in der Proberunde schon der ein oder andere 50-Meter-Putt dabei.

Das Ballstriking: Schon immer eine der großen Stärken von Esther Henseleit (Foto: picture-alliance)
Das Ballstriking: Schon immer eine der großen Stärken von Esther Henseleit (Foto: picture-alliance)

Ich versuche, die Atmosphäre zu genießen. Die Open in St. Andrews zu spielen, das hat man vielleicht ein oder zwei Mal in seiner Karriere. Deswegen ist es meine Priorität, die Woche zu genießen und froh zu sein, dabei sein zu dürfen.

Wie würden Sie die Entwicklung Ihres Spiels im Laufe der Saison charakterisieren? Haben Sie irgendwelche Dinge verändert?

Nicht wirklich. Ich konnte bereits in den letzten ein, zwei Jahren kontinuierlich Verbesserungen in allen Bereichen meines Spiels erkennen.

Ich denke, dass ich an den richtigen Dingen gearbeitet habe. Die letzten Wochen war mein Ballstriking sehr solide, was aber immer schon eine meiner Stärken war.

Und auch der Putter lief in einzelnen Runden heiß. Wenn das passiert, weiß ich, dass ich sehr niedrige Runden spielen kann.

Sie haben Ihren Wohnsitz in Scottsdale, Arizona. Wie hat sich das Leben in den USA für Sie verändert? Vermissen Sie etwas an Ihrer deutschen Heimat?

Ich habe mich mittlerweile an das Leben in den USA und auch das auf der LPGA Tour gewöhnt. Die Wohnung in Scottsdale hilft, da das Reisen dadurch deutlich weniger ist und ich im Winter perfekte Trainingsbedingungen vorfinde.

Ich habe das Gefühl, dass das vor allem meinem kurzen Spiel enorm gut getan hat, da ich das ganze Jahr auf sehr guten Grüns trainieren kann.

Esther Henseleit (Foto: picture-alliance)
Esther Henseleit (Foto: picture-alliance)

Natürlich vermisst man ein wenig die Familie und die deutsche Heimat, aber ich hatte gerade in letzter Zeit die Chance, die ein oder andere Woche in Deutschland mit meiner Familie zu verbringen.

Ich hatte auch vor Ort in Paris viel Unterstützung aus meinem Freundeskreis und meiner Familie. Es ist immer schön, nach Europa zu kommen und hier Turniere zu spielen.

Wie wichtig ist Ihr privates Umfeld, vor allem mit Reece, der nicht nur Ihr Lebenspartner, sondern auch Coach und Caddie ist?

Extrem wichtig. Wir verbringen so viel Zeit bei Turnieren und unterwegs, dass man darauf achten muss, einen guten Kreis um sich herum zu haben, der einen unterstützt und immer dabei ist, egal ob es auf dem Golfplatz gut oder schlecht läuft.

Esther Henseleit qualifizierte sich für das Team Europe beim Solheim Cup 2024 (Foto: Picture Alliance)
Esther Henseleit qualifizierte sich für das Team Europe beim Solheim Cup 2024 (Foto: Picture Alliance)

Reece bei jedem Turnier an der Tasche zu haben hilft auf jeden Fall. Das Leben auf der Tour kann einsam sein. Ich habe aber mit ihm immer jemanden dabei, der mich gut kennt und weiß, was er in gewissen Situationen sagen muss.

Sie feiern in Kürze Ihre Premiere beim Solheim Cup. Wie sind Ihre Erwartungen und Gefühle?

Der Solheim Cup findet dieses Jahr in den USA statt. Das wird sicher keine leichte Aufgabe für das europäische Team.

Die amerikanischen Fans können schon mal ein wenig lauter und gemeiner sein, aber ich denke, darauf stellt man sich zu Beginn der Woche ein. Das Ziel ist es, die Zuschauer zum Schweigen zu bringen.

Esther Henseleit holt beim Solheim Cup 2024 einen Punkt für Team Europe (Foto: Picture Alliance)
Esther Henseleit holt beim Solheim Cup 2024 einen Punkt für Team Europe (Foto: Picture Alliance)

Es war immer schon mein Traum, beim Solheim Cup dabei zu sein. Dass es jetzt Realitätwird, ist ein wenig surreal, aber ich freue mich extrem darauf.

Wie kamen Sie zum Golfsport und was fasziniert Sie daran am meisten?

Ich habe angefangen, als ich acht Jahre alt war, vor allem weil meine Mutter mit dem Golfspiel begonnen hatte und ich öfter mal mit ihr auf die Driving Range gegangen war.

Mir hatte es auf Anhieb gut gefallen und ich war auch von Beginn an richtig gut darin. Mich hat immer daran fasziniert, dass man gegen sich selbst spielt.

Es kommt nicht so sehr darauf an, wer dein Gegner oder Mitspieler ist. Du hast immer die Challenge gegen dich selbst.

Ich bin eine Perfektionistin. Mir macht es sehr viel Spaß, an mir selbst zu arbeiten. Und beim Golf gibt es immer etwas zu verbessern.

Sie hatten eine sehr erfolgreiche Amateur-Zeit, hatten sich aber – anders als viele andere – gegen eine Zeit am College entschieden. Wie lief der Übergang von der Amateurgolfszene ins Profilager?

Meine letzten Jahre als Amateurin habe ich sehr gut gespielt. Ich habe dann mit meinen Trainern zu der Zeit gesprochen und wir waren alle der Meinung, dass es golferisch schon für die Tour reichen sollte.

Freund und Caddie in Personalunion: Esthers Partner Reece Phillips wird im ersten Teil der Saison als Caddie bei den Turnieren dabei sein
Freund und Caddie in Personalunion: Esthers Partner Reece Phillips wird im ersten Teil der Saison als Caddie bei den Turnieren dabei sein

Ich habe dann probiert, mich für die LET zu qualifizieren. Und das hat dann direkt beim ersten Anlauf geklappt. Natürlich ist es eine große Umstellung vom Amateurlager, wo man jede Woche mit einem Team unterwegs ist.

Aber ich muss sagen, die deutschen Mädels auf der LET haben mir den Einstieg sehr einfach gemacht und mich ein wenig unter ihre Fittiche genommen.

Ich bin sehr froh, dass ich das erste Jahr auf der Ladies European Tour spielte, wo ich einige bekannte Gesichter sah, und erst danach den Schritt auf die LPGA Tour in die USA machte.

Wie verbringen Sie die Zeit abseits des Golfplatzes, Ihre Freizeit?

Am liebsten eigentlich zu Hause, um mich zu erholen. Aber ich versuche auch schon mal etwas außerhalb des Golfsports zu machen.

Was sind Ihre weiteren Ziele? Was würden Sie gerne noch erreichen?

Eines meiner Ziele ist auf jeden Fall, auf der LPGA Tour zu gewinnen, auf längere Sicht vielleicht auch einen Majorsieg zu landen. Und dahingehend dann auch, die Top 10 der Weltrangliste zu knacken.

Esther Henseleit (Foto: Ben Jared/PGA Tour/IGF)
Esther Henseleit (Foto: Ben Jared/PGA Tour/IGF)

Das sind wohl die nächsten Schritte, die ich mir in meinem Kopf als Ziele gesetzt habe.

Esther, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die anstehenden Aufgaben!

Esther Henseleit im Porträt: Kurzbio

  • Name: Esther Henseleit
  • Spitzname: Esthi
  • Geburtsdatum: 14.01.1999
  • Geburtsort: Varel, Deutschland
  • Wohnort: Scottsdale, Arizona
  • Nationalität: Deutsch
  • Größe: 1,79 Meter
  • Partner, Coach, Caddie: Reece Phillips
  • Profi: seit 2019
  • Profisiege: 3
  • Management: U.COM Player GmbH
  • Sponsoren: BMW, Donner & Reuschel, ECCO GOLF, Original Penguin, Sommerfeld AG, TaylorMade

Tag: Esther Henseleit im Porträt

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