03.08.2016

Olympia ohne Stich

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Hausgemachte Langeweile, das Zika-Virus und gestresste Superstars – das Golf-Comeback bei Olympia steht unter keinem guten Stern.

Als 2009 bekannt gegeben wurde, dass Golf wieder olympisch werden soll, fiel die Reaktion bei den Tourspielern fast durchweg positiv, teils sogar euphorisch aus. Olympische Spiele bedeuten, gemeinsam mit den besten Athleten der Welt an dem Sportereignis teilzunehmen, das den höchsten Stellenwert überhaupt genießt. Sieben Jahre später hat der Glanz einer möglichen olympischen Goldmedaille jedoch vor allem für die männlichen Superstars des Golfsports jegliche Strahlkraft verloren.

Der erste große Aufschrei war zu vernehmen, als der Turnierkalender des Jahres 2016 veröffentlicht wurde. Innerhalb von nur sieben Wochen müssten drei der vier Major-Turniere über die Bühne gebracht werden. Schnell begriffen die Spieler, dass Olympia nicht etwa den Saisonhöhepunkt markieren wird, sondern vielmehr einen gewaltigen Störfaktor im gewohnten Spielrhythmus darstellt.

Allbeherrschendes Thema

Der nach langem Hin und Her beschlossene Spielmodus sorgte für erneutes Kopfschütteln. Anstatt sich bspw. mit einem neuartigen Format vom Alltäglichen abzuheben, wird nun doch wieder der gleiche Zählspiel-
Einheitsbrei serviert, den die Spieler und Zuschauer das ganze Jahr vorgesetzt bekommen. Dass zudem Rio de Janeiro als austragende Stadt bei den vermeintlichen Olympioniken alles andere als Vorfreude erzeugt, kann man ebenfalls nachvollziehen. Hinter den brüchigen Fassaden, die den Besuchern eine scheinbar heile Olympia-Welt vorgaukeln wollen, bestimmen kaum kontrollierbare Gewalt, Kriminalität sowie bittere Armut das tägliche Leben. Viele Athleten werden deshalb ihr Erlebnis „Rio 2016“ auf den gut bewachten Weg zwischen den Sportstätten und dem olympischen Dorf beschränken.

Als wäre dies nicht schon genug, wird wohl weniger die Sorge um die Tagesform beim Wettkampf als vielmehr die Angst vor dem Zika-Virus das allbeherrschende Thema sein. Der vornehmlich durch Stiche der Gelbfieber­mücke übertragene Krankheitserreger kann bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie – einen abnormal kleinen Kopf und damit einhergehende schwere Hirnschäden – auslösen. Bislang gibt es noch keinen Impfstoff gegen das Virus.

Doping

Zu(un)guterletzt erhält in den Wochen vor Olympia auch die Illusion, die Olympischen Spiele seien der letzte Gralshüter des sauberen Sportwettkampfes, gewaltige Risse. Hauptverantwortlich dafür sind erdrückende Beweise, mit denen ein offenbar von staatlicher Seite kontrolliertes Dopingsystem in Russland aufgedeckt wurde. Es muss leider befürchtet  werden, dass dies nur die Spitze eines weltweiten Doping-Eisbergs ist.

Im Golfsport ist Doping glücklicherweise kein großes Thema. Doch die vorgeschriebenen unangekündigten Tests, die ein Olympia-Golfer genauso wie alle anderen Athleten  über sich ergehen lassen muss, sind eine
ebenso ungewohnte wie unangenehme Erfahrung. Die Spieler müssen nämlich lückenlos ihren Aufenthaltsort an ihren Verband melden, und können Tag und Nacht für Tests herange­zogen werden, auch im Urlaub. Zudem stehen viele Medikamentenwirkstoffe, die bei den Profitouren als unbedenklich eingestuft sind, im IOC auf der roten Liste.

Absagen

Vor dem Hintergrund dieser durch und durch negativen Gemengelage ist es eigentlich erstaunlich, dass bislang nur einige wenige Spieler ihre Teilnahme abgesagt haben – doch leider sind darunter viele hochkarätige
Publi­kumsmagneten. Die erste (und vielleicht ehrlichste) Absage kam im April vom Australier Adam Scott. Er war von Anfang an kein Freund eines olympischen Golfturniers und kündigte an, die Zeit lieber mit seiner Familie verbringen zu wollen. Kurz darauf äußerte Vijay Singh seine Bedenken aufgrund des Zika-Virus. Zügig folgten das südafrikanische Trio Louis Oosthuizen, Branden Grace und Charles Schwartzel sowie einige weitere
Spieler aus den Top 25 der Welt (siehe Liste).

In den drei Wochen vor dem Qualifikationsschluss sagten mit Jason Day, Dustin Johnson, Jordan Spieth und Rory McIlroy schließlich die kompletten Top 4 der Welt aufgrund von Gesundheitsbedenken ab, was den Wettbewerb zumindest bei den Herren deutlich entwertet. Bei den Damen wollen bislang übrigens nur Spielerinnen fernbleiben, die allesamt nicht zur Weltspitze gehören.

Eiertanz

Während die meisten Golfer ihr Fernbleiben aufgrund ihrer Gesundheitsbedenken bedauerten, geriet Rory McIlroys Absage zum Eiertanz. Noch Anfang Juni erklärte der Nord­ire, er freue sich auf Olympia. Seine anfänglichen Zika-Bedenken seien endgültig ausgeräumt. Er wisse nun, „dass eine Ansteckung nicht das Ende der Welt wäre“.

Drei Wochen später sagte McIlroy dann plötzlich doch „Nein“ zu Rio, Grund sei das Zika-Virus. Im Juli schließlich trat der Nordire, der für Großbritannien gestartet wäre, plötzlich ohne Not nach und erklärte, der olympische Golfwettbewerb sei ohnehin irrelevant. Er werde die Wettkämpfe vor dem Fernseher verfolgen, jedoch nicht Golf. „Wohl eher Leichtathletik oder Schwimmen, die Disziplinen, die etwas zählen.“

Deutsche Spieler

Im deutschen Lager hingegen könnte die Olympia-Begeisterung kaum größer sein. Schon im letzten Jahr erklärte Martin Kaymer: „In meiner Saisonplanung steht Olympia an oberster Stelle.“ Hinsichtlich der Absageflut meinte der zweifache Major-Sieger: „Man muss sich fragen, ob wir in acht Jahren noch dabei sein werden, wenn das Interesse so gering ist.“

Neben Kaymer hat sich Alex Cejka als zweiter männlicher Vertreter qualifiziert. „Für mich erfüllt sich ein Kindheitstraum“, freut sich der in den USA lebende Deutsche. „Vor etwa zwei Jahren war ich nicht einmal die Nummer 500 der Welt. Dann wurde Golf olympisch und ich habe meiner Frau Alyssa gesagt, dass ich richtig hart arbeiten werde, um mein Land bei den Spielen zu repräsentieren.“

Die Damen

Sandra Gal und Caroline Masson werden bei den Damen die deutschen Farben vertreten. „Ich bin sehr stolz, mit all den tollen Athleten der anderen Sportarten das Event zu genießen und ein Teil davon zu sein“, sagte Caro über ihre geglückte Qualifikation.

Obwohl eigentlich nur zwei deutsche Damen in Rio an den Start gehen dürfen, wird auch Miriam Nagl am Wettbewerb teilnehmen. Die Deutsch-Brasilianerin nutzte ihre doppelte Staatsbürgerschaft und startet in den Farben des Gastgeberlandes.
Qualifikationsmodus
Je 60 Spieler(innen) nehmen teil. Die Top 15 der Weltrangliste sind auto­matisch qualifiziert, jedoch nur max. vier Spieler eines Landes. Die Restplätze gehen an die besten Golfnationen, von denen noch nicht mind. zwei Spieler qualifiziert sind, sowie an mind. einen Spieler des Gastgeberlandes und aus jeder geografischen Region. Bei den Damen spielt dadurch auch die Nr. 486 des Rolex Rankings mit, bei den Herren die Nr. 392. 
Herrenwettbewerb: 11. bis 14. August
Damenwettbewerb: 17. bis 20. August
TV-Zeiten: ARD und ZDF zeigen das Turnier im Online-Livestream und in Ausschnitten im TV.
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