Interview: Gil Hanse
Gil Hanse im Interview: Was einen Top-Platz auszeichnet
Gil Hanse ist einer der gefragtesten Golfplatz-Architekten. Im Interview spricht der Amerikaner über sein erstes Projekt in Kontinentaleuropa und die Merkmale absoluter Top-Plätze.
In Les Bordes, gelegen im Loire-Tal im Herzen Frankreichs, entsteht ein spannendes Golfplatz-Projekt. 90 Minuten südlich von Paris hat der prominente Architekt Gil Hanse seinen ersten 18-Loch-Platz in Kontinentaleuropa umgesetzt.
Der New Course des Resorts ergänzt den Old Course sowie einen Kurzplatz (Wild Piglet) und soll im Mai 2021 eröffnet werden. Es entsteht ein Par-72-Layout mit Heathland-Charakter. Spielen dürfen Mitglieder sowie deren Gäste.
Der Amerikaner Hanse, unter anderem verantwortlich für den Olympic Course in Rio de Janeiro, und sein Team ließen sich von dem legendären Golfarchitekten Tom Simpson inspirieren und arbeiteten mit dem Clubvorsitzenden Driss Benkirane zusammen, dem Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter der Private-Equity-Firma RoundShield Partners.
Benkirane ist selbst Single-Handicapper und Mitglied in mehreren hochrangigen Clubs wie The Berkshire, Royal Cinque Ports und Ballybunion. Auch der Besitzer bringt demnach ordentlich Golf-Kompetenz mit.
Im Interview verrät Hanse, was er sich vom New Course verspricht, welche Ansätze er verwirklichen wollte und was für ihn einen erstklassigen Golfplatz ausmacht.
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Interview: Gil Hanse
Was hat Sie an dem Standort in Les Bordes gereizt?
Gil Hanse: Mein Team und ich fragen uns immer: ‚Haben wir das Potenzial, etwas Außergewöhnliches zu machen?‘ Ich denke, dass die Topografie von Les Bordes zwar nicht die herausragendste ist, mit der wir je gearbeitet haben, aber sie hat dennoch genug Charakter.
Die Vegetation und der Boden gaben uns die Möglichkeit, etwas Außergewöhnliches zu machen. Zweitens haben wir uns gefragt, ob es uns Spaß machen wird, mit den Besitzern zu arbeiten.
Schnell wurde uns klar: Wenn man in diesem Teil der Welt keinen Spaß haben und sich nicht amüsieren kann, dann stimmt etwas mit einem nicht.
Diese Kombination machte das Projekt für uns sehr attraktiv. Bei unserem ersten Projekt in Kontinentaleuropa wollten wir sichergehen, dass es etwas Besonderes sein würde. Les Bordes gab uns diese Möglichkeit.
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Was macht die Landschaft so besonders?
Eine derartige Vielfalt an Pflanzen habe ich so noch nicht gesehen: Ginster, Farne, die Vielfalt an Bäumen und den Fescue-Gräsern. Jetzt haben sie auch Heidekraut gepflanzt – großartige Strukturen, zwischen denen sich die Golflöcher hindurchziehen.
Das macht das Ambiente des New Course in Les Bordes so besonders. Es gibt so viele verschiedene Facetten von Heathland-Plätzen, die man auf den Plätzen nördlich von Paris wie Morfontaine und Chantilly oder Pine Valley in den USA, nahe unseres Wohnorts, sehen kann.
All diese verschiedenen Elemente machen das Erlebnis Les Bordes so einzigartig.
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Gil Hanse: „Immer wieder neue Situationen kreieren…“
Was kann die Golfwelt vom New Course erwarten?
Einen hohen spielerischen Spaß-Faktor in einer natürlichen und perfekten Umgebung.
Stilistisch hat es uns allen Spaß gemacht, uns auf Tom Simpson und einige seiner Designs zu konzentrieren. Nicht dass wir ihn stilistisch oder designmäßig kopiert hätten, aber wir wurden sicherlich von ihm beeinflusst. Das war ein Genuss für uns.
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Was sind die Merkmale eines Golfplatzes, die Besucher dazu bringen, ihn immer wieder spielen zu wollen?
Er muss Spaß machen und interessante Herausforderungen bieten. Dass man ein Loch einmal spielt und sich denkt: ‚Okay, das nächste Mal, werde ich eine andere Taktik wählen.‘
Die Kunst ist es, die Golfer in jeder Runde in eine andere Situation zu versetzen. Wenn ein Kurs ein Gefühl für den Ort ausstrahlt und es sich beim Spiel so anfühlt, als würde er dort hingehören, dann macht dies ebenfalls Lust auf eine zweite, dritte und vierte Runde.
Das trägt zum Charakter und zur Qualität des Platzes bei. Plätze, die ich immer wieder spielen möchte, sehen sensationell aus, sind wunderschön in die Landschaft eingebettet und fordern mich heraus, beim spielen kreativ zu sein.
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Wie würden Sie sich als Architekt beschreiben und welche Trends gibt es aktuell beim Entwurf von Golfplätzen?
Mein Team und ich verfolgen keinen wirklichen Stil. Wir versuchen einfach, auf jeden einzelnen Standort einzugehen.
Les Bordes sollte nicht aussehen wie Ohoopee im Süden Georgias oder Rustic Canyon in Kalifornien.
Ich hoffe, dass jeder Golfplatz wirkt, als würde er perfekt in das jeweilige Ambiente passen. Wir wollen bei jedem Projekt so lange wie möglich vor Ort zu sein und aus diesen Möglichkeiten Kapital schlagen.
Unsere Kurse haben einige Gemeinsamkeiten, wir setzen zum Beispiel auf breitere Fairways und interessante Grünkomplexe. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die Attraktivität der Bunker.
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Wie man einen Golfplatz so richtig schwierig machen kann…
Wie gelingt es Ihnen, den Spaßfaktor eines Platzes zu erhöhen?
Es muss ein Gleichgewicht zwischen Spaß und der Schwierigkeit entstehen. Wir wollen allen Spielern Optionen bieten, sich auf einem Golfplatz zurechtzufinden, basierend auf ihrem eigenen Können.
Wenn ein Golfplatz die Möglichkeit bietet, sich auf unterschiedliche Weise einen Weg durch ihn zu bahnen, dann ist das meiner Meinung nach das Beste, was ein Architekt tun kann.
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Was hat ein Platzarchitekt – abgesehen von der Gesamtlänge – für Möglichkeiten, um den Platz für Profis wirklich anspruchsvoll zu machen?
Die größte Verteidigung ist es, einen Golfplatz an einem Ort zu bauen, an dem der Ball auf dem Fairway und den Grüns springt und ausrollt.
Tour-Spieler arbeiten so hart an ihrem Spiel und verfeinern ihr Handwerk so gut, dass sie bei allen Schlägen ein vorhersehbares Ergebnis erzielen.
Sie wissen bei einem Schlag mit dem Eisen 7, was das Ergebnis sein wird. Bei harten Bedingungen können sie aber nicht kalkulieren, ob der Ball zwei Mal springt und dann beißt oder überhaupt nicht liegen bleibt.
Das ist die beste Verteidigung, hängt aber von den Bedingungen vor Ort und natürlich von Mutter Natur zum Zeitpunkt des Turniers ab. Aus der Sicht eines Architekten sind die einzigen anderen Möglichkeiten mentale Herausforderungen.
Wir können Unsicherheit erzeugen, wenn die Profis zum Beispiel nicht alles einsehen können oder weil sie nicht genau wissen, wie sie das Loch am besten spielen sollen.
Diese Art von Kursen erfordert, sich intensiv mit dem Layout zu beschäftigen und eine Strategie zu entwicklen. Für mich sind diese Plätze die besten Beispiele eines gelungenen Designs.
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Les Bordes: Große Pläne für das Resort
Der Les Bordes Golf Club ist ein Privat-Club, der getrennt vom Rest des Anwesens geführt wird. Obwohl die Mitgliedschaft nicht an den Besitz von Immobilien gebunden ist, haben viele Mitglieder Häuser reserviert. Gäste dürfen den Platz nur in Anwesenheit eines Mitglieds spielen.
Seit der Übernahme des Anwesens Mitte 2018 haben die neuen Eigentümer – eine Gruppe, die aus den Direktoren von RoundShield Partners sowie externen Partnern besteht – die vergangenen beiden Jahre der Umsetzung ihres Plans für das Terrain gewidmet.
Es entstand ein Umfeld, das vielfältige Möglichkeiten bietet. Zu den fertiggestellten Annehmlichkeiten vor Ort gehören natürliche Badeseen und Pools, Strände, Wassersport, Go-Kart, Angeln, Reiten, Streichel-Zoo sowie Rad- und Wanderwege.
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Zu den zukünftigen Investitionsplänen gehört die Restaurierung des „Chateau Bel Air“ aus dem 19. Jahrhundert in ein Luxushotel (Partnerschaft mit Six Senses), ein zentraler Anlaufpunkt mit Geschäften und Restaurants, eine Vielzahl von Villen in verschiedenen Stilen sowie ein Reitzentrum, eine Bio-Farm, eine Kunstgalerie und ein Amphitheater im Freien.
Neben dem New Course hat Le Bordes den Old Course (entworfen von Robert von Hagge) sowie einen 10-Loch-Kurzplatz, ebenfalls aus der Feder von Gil Hanse, im Portfolio. Insgesamt stehen 46 Golflöcher zur Verfügung.
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