01.02.2021 | 10:30

Patrick Reed: Der größte Rabauke des Weltgolfs

Thomas Fischbacher
Thomas Fischbacher

Patrick Reed gewinnt die Farmers Insurance Open. Dabei fällt er neben Weltklasse-Golf auch mit einem Regelvorfall auf. Nicht zum ersten Mal.


Beim Fußball gibt es Situationen, da werden Spieler positiv dargestellt, wenn Sie es mit der Fairness nicht ganz so ernst nehmen.

Und das gilt nich nur für die Akteure, die durch ihre enorme Zweikampfhärte auffallen. Die Fußballwelt hatte schon immer knüppelharte Spielertypen wie Walter Frosch oder Vinnie Jones angehimmelt.

Doch als clever gelten bisweilen auch Mannschaften, die durch Theatralik im Zweikampf, versteckte Fouls oder Zeitspiel auffallen. Thomas Müller hatte diesbezüglich die Spieler von Atlético Madrid kürzlich als die „größten Rabauken des Weltfußballs“ bezeichnet.

Im Golf ist das anders. Man hat sehr wenig übrig für Spieler, die es absichtlich nicht ganz so ernst mit den Regeln nehmen. So wie es Patrick Reed 2019 auf der PGA Tour getan hat.

Er hatte die Balllage in einer Waste Area verbessert. Mit voller Absicht. Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal.

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Peter Kostis, der als Kommentator auf dem Platz für CBS bis zum vergangenen Jahr die Turniere der PGA Tour begleitet hatte, erklärte beim Podcast „No Laying Up“: „Ich habe schon vier Mal beobachtet, wie er seine Balllage verbessert hat.“

Eine laut Kostis beliebter Trick: Das Schauspiel „Ich-kann-mich-nicht-zwischen-Schlägern-entscheiden“. Es läuft wie folgt: Der Ball liegt tief im Rough. Durch vielfaches Ansetzen verschiedener Eisen-Schläger direkt hinter dem Ball, kann man die Lage Zentimeter für Zentimeter verbessern. Sodass sich der Ball am Ende der Aufführung nicht mehr im Untergeschoss, sondern auf der Dachterrasse befindet. Für die Zuschauer sieht es so aus, als wäre der Spieler einfach nur unentschlossen.

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Patrick Reed und die Regeln: Der Vorfall von Torrey Pines

Was an diesem Wochenende in Torrey Pines passierte, fällt hingegen offiziell nicht in die Kategorie „mutwilliger Betrug“. Nachdem Reed am Samstag auf dem zehnten Loch seinen Drive in einen Bunker geschlagen hatte, folgte ein wilder Annäherungsschlag ins linke Rough.

Dort stellte Reed scheinbar fest, dass sein Ball eingebettet war. Ein anwesender Volunteer bestätigte, dass der Ball nicht aufsprang, als er landete. Auch Reeds Mitspieler hatten ihn nicht springen sehen.

Reed markierte die Stelle, hob den Ball auf und holte den Regelbeauftragten. Brad Fabel bestätigte in der Folge den Anspruch auf Erleichterung. Reed rettete das Par.

In den sozialen Medien kochte der Vorfall dennoch hoch. Denn der Videobeweis zeigte ganz klar: Der Ball war gesprungen. Unwahrscheinlich also, dass er sich unterhalb der Oberfläche befand, als ihn Reed auffand.

Doch John Mutch, ein weiterer Regelhüter vor Ort, verteidigte den Ryder-Cup-Spieler. Er habe keine Regeln gebrochen. Alle wären davon ausgegangen, dass der Ball nicht gesprungen sei, insofern folge keine Strafe, wenn dies dann doch nicht so sei.

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Was viele kritisierten: Dass Reed nicht auf den Regel-Offiziellen wartete, bevor er den Ball aus dem Rough aufhob. „Das Gerede unter den Jungs ist nicht toll, aber er wird von der Tour geschützt und das ist alles, was zählt“, bilanzierte Xander Schauffele. „Wenn mein Ball eingebettet ist, rufe ich jemanden, warte, bis alle auf der gleichen Seite sind und schaue mir das Video an.“

„Es ist hart, das zu sehen. Es ist traurig und macht uns irgendwie sauer, aber so ist es nun mal“, analysierte Lanto Griffin.

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Reed gewinnt Farmers Insurance Open klar

Es ist schade für so einen unglaublich talentierten Golfer, wie es Reed ist. Ein Spieler, der natürlich auch ohne die kleinen Schummeleien zur Weltklasse gehören würde.

Doch Szenen wie diese, auch wenn es an diesem Samstag von Torrey Pines keine Strafe gab, schmälern den Ruhm, den Reeds Leistungen eigentlich verdient hätten.

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Der Amerikaner dominierte das Feld von Torrey Pines in dieser Woche, er gewann glasklar mit fünf Schlägen Vorsprung. Bei keinem anderen Spieler hätten sich die Schlagzeilen nach einer derart herausragenden Leistung um diesen „kleinen“ Regelvorfall gedreht.

Aber kaum ein anderer Spieler hat sich diesbezüglich einen ähnlich schlechten Ruf erarbeitet. Reed, der Rabauke des Weltgolfs, nimmt es nicht immer ganz genau mit der Fairness. Respekt zollt ihm dafür kaum einer.

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1 Kommentar

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  1. Man sollte solche Vorfälle mit Disqualifikation bestrafen, dann würde es sofort aufhören.