20.10.2017

Irrtum Kopf unten

golftime
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Vor einigen Jahren war ich bei einer Golfklinik mit Annika Sørenstam und habe von ihr sehr interessante Bemerkungen zur Entstehung ihres Golfschwunges gehört (Annika war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre lang die weltbeste Golferin). Dabei wurde mir bewusst, wie sehr Fortschritte durch alte Lehrmeinungen verhindert werden. Auch die hierarchischen Strukturen in Aus- und Fortbildungsverbänden können oft wie ein „Klotz am Bein“ sein.  
Annika schilderte, dass sie im Durchschwung ihr Gewicht nicht auf das linke Bein verlagern konnte, da jemand zu ihr gesagt hatte, sie müsse den Kopf unten halten. Dann sagte sie: „Und ich hab das wirklich gemacht.“ Alle Anwesenden lachten, denn das ist eine Aussage, die wohl fast jeder Golfschüler zu hören bekommt. Ihr Golflehrer Henry forderte sie auf, den Kopf mit der Wirbelsäule mitzudrehen, damit sie die Gewichtsverlagerung leichter durchführen konnte. Sie übte diese Bewegung. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an diesen Bewegungsablauf, und so entstand der für sie typische Schwung.
In Wirklichkeit befolgte sie jedoch nicht nur die Anweisung von Henry, sondern fügte noch eine weitere vereinfachende Bewegung dazu. Diese Bewegung ist für die Schwungdurchführung aus physikalischen Gründen günstig, aber auch aus medizinischer Sicht verringern sich dadurch körperliche Belastungen. In der Zwischenzeit hat die Golfwelt weiterhin versucht, den Schwung von Tiger Woods nachzuahmen. Tiger wurde schon einige Male operiert, das ist jedoch für einen „Vorzeigeschwung“ kein Hindernis.
An der Zeit, verkrustete Lehrmeinungen aufzubrechen
In einem Interview habe ich nach vielem Positiven über Tiger Woods und sein Spiel auch geäußert, dass ich bei seinem Schwung lieber wegschaue. Es war nicht meine Absicht, diese Aussage zum Titel des Artikels werden zu lassen, aber vielleicht kann man wirklich nur mit markanten Aussagen Leser erreichen. Mein Wegschauen rührt daher, dass ich bei bestimmten Bewegungen auch die dabei auftretenden körperlichen Belastungen erkenne. Da kann man die unweigerlich auftretenden Schmerzen schon im Vorfeld spüren. Nun ist es an der Zeit, verkrustete Lehrmeinungen aufzubrechen und „Golf gesünder werden zu lassen“.
Ich lese dazu aufmerksam, wie sich verschiedene Gruppierungen mit dem Themenkreis auseinandersetzen, und stelle fest, dass leider echtes interdisziplinäres Denken fehlt. Es fehlen die physikalischen Analysen, weshalb der Golfschläger schnell wird, und es werden muskelphysiologische Phänomene halbherzig interpretiert. Die Funktion und der Belastungsmechanismus der Bandscheibe werden kaum erwähnt, und so sind Fortschritte in der Entwicklung des Golfschwunges spärlich. Vielleicht fällt das nur mir als Physiker und Biomechaniker auf. Lösungsstrategien gibt es schon lange. Mit ihnen ist gesundes Spitzengolf möglich. Auch unter Top-Spielern auf der Tour findet man immer häufiger gesunde Schwünge. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob wir Golfer warten müssen, bis ein gesunder Schwung eines Top-Golfers zum Leitbild wird, oder ob vielleicht doch auf wissenschaftliche Grundlagen zurückgegriffen werden kann. Bis dahin werden noch viele Bandscheiben operiert, denn es dauert eben lange, bis vorgefasste Meinungen langsam verblassen. 
Dr. Christian Haid ist Biomechaniker und leitet die Golfschule www.healthy-swing.at
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