Letzthin hörte ich die Aussage: „Wenn jeder meiner neuen Driver den versprochenen Schlaglängengewinn gebracht hätte, müsste ich jetzt schon 500 Meter weit schlagen.“
Die Physik lässt sich jedoch nicht überlisten – Verbesserungen an der Golfausrüstung sind meistens Veränderungen, die gepaart mit psychologischen Effekten wirksam werden. Die Physik spricht eine klare Sprache. Schlägerkopfgeschwindigkeit und Impulsübertragung sind die wichtigsten Kriterien, um weit zu schlagen. Die psychologischen Effekte lassen sich nicht so eindeutig bewerten. Beides zusammen kann jedoch wirksam werden, daher kommt dem Equipment eine enorme Bedeutung zu.
Verbesserungen im Golf gehen immer mit mehr Üben einher. Am besten ist es, wenn jeder Schlag Freude macht. Dazu gehört, dass der Klang, das Aussehen und das Gefühl beim Schlag Wohlbefinden hervorrufen. Daher ist es enorm wichtig, sich jene Schläger zu kaufen, die einem gefallen und die sich gut anfühlen. In manchen Fällen hilft auch ein Markenname, jedem eben das, was er braucht. Das Zusammenspiel zwischen „Freude am Golfschläger“ und notwendigem Übungsaufwand lässt sich sehr schön anhand des Erlernen eines Musikinstrumentes erläutern.
Übung macht den …
Um zum Beispiel den Hummelflug spielen zu können, ist eine gewisse Fingerfertigkeit notwendig. Daher muss man üben. Üben macht mehr Spaß, wenn das Instrument, auf dem man spielt, gut klingt. Wer nicht übt, dem wird es nichts helfen, wenn er sich jedes Jahr einen neuen Flügel kauft. Analoges gilt für den Driver. Es sei also festgehalten, dass der Schläger gefallen muss und sich gut anfühlen soll.
Es bleiben trotzdem einige biomechanische Kriterien, die sich für einen gesunden Golfschwung günstig auswirken. An erster Stelle steht, dass mit einer aufrechteren Körperhaltung die Wirbelsäule entlastet wird. Somit ist der Trend zu Rescue-Schlägern zu begrüßen. Die Verteilung der Masse am Schlägerblatt hat sich in den letzten Jahren ebenfalls günstig entwickelt. Sie befindet sich jetzt vermehrt am Schlägerblattrand und erhöht dadurch das Trägheitsmoment gegenüber dem Öffnen bzw. dem Schließen des Schlägerblattes. Das vermindert axiale Rotation des Schaftes und entlastet Hände und Ellbogengelenke. Die Tendenz, weichere Schäfte zu verwenden, führt zu einer veränderten Schwingungsübertragung vom Schlägerblatt über den Schaft zur Hand. Dadurch können manche Spieler Golferellbogen oder tennisarmähnliche Überlastungen vermeiden.
Schwung stärker als die Ausrichtung
Wesentlich stärker als die Ausrüstung wirkt sich jedoch ein guter Schwung aus. Schwingungen übertragen sich kaum auf die Arme, wenn der Griff locker ist und dadurch eine starke Kopplung verhindert wird. Der Ball fliegt weit, wenn die Schlägerkopfgeschwindigkeit groß ist, und er fliegt gerade, wenn er richtig getroffen wird. Daher muss ein Weg gefunden werden, um einen guten Schwung zu erlernen, und gutes Material sollte verwendet werden, damit Üben auch Spaß macht. Tatsächlich machen moderne Schlägerkopfkonstruktionen das Treffen des Balles etwas leichter. Wirklich gut fliegt der Ball aber auch mit gutem Material erst, wenn wir ihn sauber treffen.
Mein Tipp: Setzen Sie sich als Erstes damit auseinander, was Sie eigentlich erlernen sollen. Weshalb soll die Schwungbewegung ein bestimmtes Aussehen haben, was ist der Unterschied zwischen dem Schwung, den ein Topspieler als Teenager erlernt hat, und dem Schwung, den wir jetzt auch noch durchführen können. Nehmen Sie sich nicht junge Spieler zum Vorbild, es gibt auch ältere Semester, die jederzeit für Runden unter Par gut sind.
Dr. Christian Haid, Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck Info: [email protected], www.Healthy-Swing.at
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