10.07.2019

Handicap Ready Golf

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Golf-Time-Chefredakteur Oskar Brunnthaler analysiert die Konsequenzen der neuen Golfregeln.


Oskar Brunnthaler, GT-Chefredakteur

Meine Knie kann ich vergessen, das Kreuz macht wieder Bekanntschaft mit den ausufernden Bandscheiben, der einstige Tennis-Arm ist jetzt der Golfer- Ellenbogen und die Schultern gehören längst zu meinen Dauer-Baustellen. Seit „Ready Golf“ das Spiel beschleunigen sollte, bin ich ein körperliches Wrack: Beim Droppen vorgebeugt in Hocke den Ball wieder ins Spiel bringen bedarf spezieller Übungen im Fitness-Studio. 

Die Fahne zigmal raus und wieder rein – weil der eine mit, der andere ohne Stock putten will – hat meine Ellenbogen und Schultern ruiniert; und die Diskussion, wer nun drankomme, mündet meist in totaler Verwirrung: Wer denn nun? Als vor über einem Jahr die zweifellos durchdachte Aktion „Ready Golf“ vom DGV propagiert wurde, war ich skeptisch: Haben doch jene, die Golf als sportlichen Wettstreit verstehen, immer schon „Ready Golf“ gespielt. Seit diesem Jahr nun praktiziert, haben sich aber die schlimmsten Befürchtungen bestätigt! 

Uneinigkeit bei Jung und Alt

Die Älteren akzeptieren einfach diese Neuerungen nicht, speziell wenn es um „die Ehre“ beim Abschlag geht. Und selbst bei der jüngeren Garde herrscht Uneinigkeit, wenn es um die Reihenfolge der weiteren Schläge geht: „Bist du jetzt dran oder schlage ich … ?“  bzw. „Putte ich jetzt oder du …?“ 
Schade, dass Bemühungen, das Spiel zu beschleunigen, eher das Gegenteil bewirken. Blicken wir über den Tellerrand hinaus zu den Pros, dann drängt sich die Frage auf: „Haben die denn jemals schon etwas von ‚Ready Golf‘ gehört, gelesen, gesagt bekommen? Über fünf Stunden pro Runde sind die Regel, und selbst die Sky-Moderatoren entschuldigen sich, wenn sie die Übertragung beenden und die Führenden nicht mehr zeigen können: „Sorry, aber da müssen halt die Jungs schneller spielen, unsere Sendezeit ist jetzt zu Ende!“ 

Wunder in Old Europe

Da frage ich mich, was nach der nächsten Novellierung geschehen wird: dann nämlich, wenn die Score- Karten nach jeder Runde, aber auch wirklich nach jedem kleinsten Privatausflug über den Golfplatz, im Club-Sekretariat abgegeben werden müssen (es wird dann aus den besten acht Ergebnissen der letzten 20 Runden das aktuelle Handicap errechnet). 
Nicht nur in den USA seit Jahren völlig normal, werden wir hier in Old Europe unser Wunder erleben. Der Hintergedanke: ein ehrliches und dem tatsächlichen Leistungsniveau entsprechendes Handicap. Tatsächlich wird der Manipulation Tür und Tor geöffnet. Jetzt muss ich aber zum Doktor, um meine Wehwehchen wegspritzen zu lassen. 
Aber die Standard-Frage bleibt: „Fahne raus oder rein?“ Antwort: „Raus natürlich, oder wart’, nein, lass sie doch lieber drin … “ Fazit: Da haben kluge Köpfe mächtig lang gegrübelt, um das Golfspiel zu beschleunigen, die Spielzeit zu verkürzen, und haben nicht bedacht, dass Golfer eine eigene Spezies von Mensch sind: solche, die immer schon alles richtig gemacht haben. Und solche, die Neuerungen prinzipiell ablehnen. Schade – „Ready Golf“, das neue Handicap.
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