Gary Player. Fitness-Junkie, Züchter von Rennpferden, Ernährungsexperte, Gerechtigkeitskämpfer, Großunternehmer und – nicht zuletzt – lebende Golflegende.
Gary Player übt irgendwo in Texas Schläge aus einem Sandbunker. Ein großer, bulliger Mann in einem teuren Anzug, dessen riesiger Kopf von einem noch größeren Stetson-Hut gekrönt wird, beobachtet, wie der junge Golfer einen Ball aus dem Bunker einlocht.
„Ich gebe Ihnen 50 Dollar, wenn Sie das noch einmal schaffen“, ruft er herüber und zückt grinsend einen Geldschein.
Player versenkt auch den nächsten Ball im Loch. Der Mann erhöht sofort: ,,100 Dollar, wenn der nächste auch reingeht!“
Player locht auch Ball Nummer drei und der massige Texaner zählt Geldscheine in seiner Hand: ,,Junge, ich habe noch nie jemanden erlebt, der so viel Glück hat.“
Player antwortet schlagfertig: „Nun, je härter ich trainiere, desto mehr Glück habe ich …“
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Wenn man Gary Players Trophäensammlung begutachtet, bekommt man ein Gefühl dafür, wie hart das Training wirklich gewesen sein muss und bisweilen heute noch ist.
Neun Majorsiege auf der regulären Tour, sechs Majors auf der Champions Tour und insgesamt 159 Siege auf sechs Kontinenten in sechs Jahrzehnten hat Player feiern können.
Zudem verfügt er im Alter von 88 Jahren über eine nach wie vor erstaunliche Fitness und blickt auf ein Lebenswerk zurück, das die Frage aufwirft, ob der Tag auch für Gary Player je wirklich nur 24 Stunden hatte.
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Gary Player: Naturtalent
Das jüngste Kind von Harry und Muriel Player erblickte am 1. November 1935 das Licht der Sonne über Johannesburg in Südafrika.
Seine Mutter starb, als Gary gerade einmal acht Jahre alt war, und sein Vater musste die vierköpfige Familie fortan alleine als Schichtarbeiter in einer Goldmine durchbringen, die ständig Menschenleben forderte.
„Ich hatte ihn als Kind einmal begleitet, wir wurden etwas 4.000 Meter tief in den Stollen hinabgelassen“, erinnert sich Player.
„Es war so heiß wie in der Hölle und die Kumpel, so erzählte mir mein Vater, starben da unten wie die Fliegen.
Die besten Freunde des Minenarbeiters waren daher die Ratten, die sie mit Resten ihrer Sandwiches fütterten. Wenn sie flüchteten, sollte man auch selbst die Beine in die Hand nehmen, denn die Tiere spürten, wann ein Stollen kollabierte, noch bevor es so weit war.
Diese Erinnerung lässt mich meine goldene Rolex mit anderen Augen sehen, als es die meisten Leute tun.“
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Als Teenager den Golfsport entdeckt …
Im Alter von 14 Jahren entdeckte der halbwüchsige Gary sein Talent für den Golfsport. Schon drei Jahre später wurde er Profi, vorerst allerdings beschränkte sich seine Tätigkeit auf das Unterrichten der Mitglieder des Virginia Park Golf Clubs in seine Heimat.
Doch schon 1955 gewann er seinen ersten Titel auf der South Africa Tour, der heutigen Sunshine Tour, und wagte schließlich den Sprung in die USA.
1958 triumphierte Player erstmals auf der PGA Tour und am 3. Juli 1959 gewann er sensationell mit 23 Jahren seine erste Open Championship im englischen Muirfield.
Doch als er den finalen Putt gelocht hatte, brach Player nicht etwa in Freudentränen aus, vielmehr weinte er aufgrund seines Doppel-Bogeys an der 18.
„Mir war klar, dass ich meine Siegeschancen verspielt hatte und ich wartete völlig aufgelöst im Clubhaus. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich klar wurde, dass ich die Open tatsächlich gewonnen hatte.“
Gary Player ist übrigens der einzige Spieler des 20 Jahrhunderts, der die Open Championship in drei Jahrzehnten gewinnen konnte. 1968 und 1974 wurde sein Name erneut auf die Claret Jug graviert.
Schon 1965 vollendete er seinen „persönlichen“ Grand Slam, als er seine einzige U.S. Open gewinnen konnte, nachdem er zuvor, 1965, auch die PGA Championship gewonnen hatte.
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Heldenepos
Es gibt unendlich viele Anekdoten über die Golfkarriere von Gary Player, die es wert sind, erzählt zu werden. 35 Jahre lang hat Player beispielsweise immer den gleichen Blade-Putter benutzt, mit dem er über 100 Turniere sowie die meisten seiner Majortitel gewinnen konnte.
„Arnold Palmer und ich spazierten durch einen Laden in Japan und ich kaufte das Ding für 5 Dollar“, so Player. „Ich baute einen neuen Schaft ein, zog einen anderen Griff auf und sprühte ihn schwarz an. Er ließ mich nie im Stich.
Eines Tages fiel ein winziges Stück Klebeband an der Rückseite ab. Ich erneuerte es, aber der Putter war nie mehr derselbe. Also habe ich ihn in einer Vitrine in meinem Museum ausgestellt.“
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Gary Player und das Masters …
1961 gewann Player sein erstes Masters und es ärgerte ihn, dass die Golfjournalisten behaupteten, Arnold Palmer hätte ihm das Green Jacket geschenkt, als er am letzten Loch ein Doppel-Bogey spielte.
„Ich sehe das ganz anders“, so Player, „Arnie hätte nie eine Chance gehabt, wenn ich nicht ein Doppel-Bogey an der 13 und ein Bogey an der 15 gespielt hätte. Die Historiker rücken dieses finale Loch zu sehr in den Fokus, ein Golfplatz hat doch gemeinhin 18 Löcher.“
1974 und 1987 siegte Gary Player erneut im Augusta Golf Club. „1978 war Eddie McCoy mein einheimischer Caddie, und als ich in Augusta ankam, war er schon ziemlich aufgewühlt.
‚Du musst das Turnier gewinnen, ich stecke in echten Schwierigkeiten‘, sagte er mir damals. Ich hatte keine Ahnung, welche Art von Schwierigkeiten er meinte.
Aber als ich am Sonntag sieben Schläge aufholte und gewann, gab es keinen Menschen auf der Anlage, der glücklicher war als Eddie. Es gibt ein Foto, wie er nach dem Putt zum Sieg wie Batman auf mich zufliegt und strahlt, als hätte er soeben im Lotto gewonnen.“
Dies war Players letzter Majortitel auf der regulären Tour, 1984 wurde er geteilter Zweiter bei der PGA Championship, zwei Jahre später holte er mit der Seniors PGA Championship seinen ersten von sechs Majortiteln auf der damaligen Champions Tour.
Jenseits der 50 gewann Player 34 Titel auf der ganzen Welt, der höchste Preisgeldscheck seiner Karriere betrug damals 202.500 U.S.-Dollar – wie sich die Zeiten doch seitdem geändert haben …
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Apartheid
Der Golfstar aus Südafrika erlebte während seiner Karriere viele Höhen und Tiefen, eine Kontroverse verfolgte ihn dabei viele Jahre.
1966 erschien sein Buch „Grand Slam Golf“, in dem der Co-Autor des Buches Player einige zustimmende Äußerungen zur damaligen Apartheid-Regierung in den Mund legte.
„Ich war jung und zu vertrauensselig. Ich hatte das Manuskript vor Drucklegung nicht noch einmal gelesen und versuchte später die Aussagen zu relativieren und hatte mich wiederholt entschuldigt. Doch der Schaden war angerichtet“, so Player.
Ausgerechnet der Mann, der schon 1960 in einem Outfit, halb schwarz und halb weiß, auftrat, um für die Gleichberechtigung in Südafrika zu demonstrieren, wurde zur Zielscheibe aufgebrachter Apartheid-Gegner in aller Welt.
Man bewarf Gary Player mit Gegenständen oder zog ihm sogar einmal von hinten ein Telefonbuch über, als er bei einem Turnier gerade im Setup stand.
Die PGA Championship 1969 verlor er um einen Schlag, weil jemand während eines kurzen Putts Beleidigungen brüllte und Player den Putt daher verschob.
„Jeden Tag bekam ich Morddrohungen ins Hotel geschickt. Es waren zwei schwere Jahre. Aber Nelson Mandela verbrachte 20 Jahre im Gefängnis. Ihm ging es um ein Vielfaches schlechter“, sagte er einst dazu.
Schon lange vor Mandelas Haftentlassung trat Gary Player für die Rechte der Farbigen in Südafrika ein und gründete seine „Gary und Vivienne Player Foundation“, die seit 1983 über 100 Millionen U.S.-Dollar für benachteiligte Menschen sammeln konnte.
2003 wurde Gary die Auszeichnung „Order of Ikhamanga“ vom südafrikanischen Staatspräsidenten Mbeki für seine Verdienste im Kampf gegen Rassismus im Sport verliehen. Er war auch der erste Golfer, dessen Konterfei auf einer südafrikanischen Briefmarke zu sehen war.
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Gary Player: Fitness-Guru und Unternehmer
Der bekannteste Spitzname von Gary Player lautet „Black Knight“, weil er fast immer komplett in Schwarz gekleidet spielte.
Ein anderes lautet „Mr. Fitness“, und auch das nicht ohne Grund. „Ich trainiere meinen Körper seit über 75 Jahren, deshalb ist es mir zur Gewohnheit geworden. Ich habe genug Disziplin, um auch noch spät abends nach Veranstaltungen in den Fitnessraum zu gehen und mein Programm zu absolvieren.
Als ich mit dem Spiel begann, hat man mich für verrückt erklärt, weil ich mit Gewichten trainierte. Heute gibt es Psychologen, Physiotherapeuten und Fitnesstrainer aller Art auf den Touren.
Der nächste große Schritt wird die Frage sein, was Golfer essen sollen. Also die richtige Kombination aus Energie und Substanz für 18 Löcher Golf. Ich habe vor über 35 Jahren angefangen, genauer auf meine Ernährung zu achten.
‚Weniger Rot, mehr Grün‘ lautet seitdem mein Grundsatz. Und ich versuche nach und nach, mich komplett vegan zu ernähren. Auf meiner Farm baue ich daher nur organische Nahrungsmittel an. Benutze also dabei keinerlei Chemikalien.“
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Golfplatz-Design, Bekleidungslabel, Golf Academy …
Gary Players Golfplatz-Design-Firma „Gary Player Design“ hat über 130 Projekte in 38 Ländern umgesetzt. Seine Weinmanufaktur ist ebenso erfolgreich wie sein Bekleidungslabel oder die Gary Player Golf Academy.
Player züchtet nebenbei sehr erfolgreich Rennpferde, die für Millionenbeträge gehandelt werden. Er hat über vier Jahre seines Lebens an Bord von Flugzeugen verbracht. Und er ist mit über 25 Millionen Flugkilometern der am weitesten gereiste Sportler der Welt.
Und ein echter Familienmensch ist der „Black Knight“ obendrein. Mit seiner Frau Vivienne, die 2021 verstarb, war er seit 1957 glücklich verheiratet. Sie brachten sechs Kinder auf die Welt. Diese haben Gary zum 22-fachen Großvater und 2-fachen Urgroßvater gemacht.
Und trotz seines inzwischen gehobenen Alters von 88 Jahren sieht es nach wie vor so ganz und gar nicht danach aus, als würde er einen Gang zurückschalten wollen.
„Ich glaube nicht, dass ich je in Ruhestand gehen werde“, so Player. „Wer rastet, der rostet. Ich liebe all die Dinge, die ich tue. Also meine Farm, das Designen von Golfplätzen, ich liebe die Erde.
Ich möchte aus einem einfachen Stück Land ein Geschenk der Natur machen.“
Der schwarze Ritter so ganz auf Grün gepolt – was für eine Karriere …
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Gary Player: Kurzbio
- Geboren: 1.11.1935 in Johannesburg, Südafrika
- Turniersiege: 159
- Davon Majors: 9
- World Golf Hall of Fame: 1974
- Weitere Errungenschaften: Ehrenmitglied des R&A St. Andrews (1994), South African Sportsman of the Century (2000), Order of Ikhamanga (2003), African American Sports Hall of Fame (2007), PGA Tour Lifetime Achievement Award (2012), der älteste noch lebende Masters-Champion
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