Mission: Die Nr. 1 in den Köpfen der Golfer zu werden. Was ist nun mit den weichen Faktoren, die einen guten Golfclub auszeichnen? Freundlichkeit, Service, Ambiente, um nur einige zu nennen?
Im Mainstream mitschwimmen, den Anschluss nicht verpassen, VIP sein, Sterne besitzen und zu den Stars gehören. Das scheint unsere Welt zu sein. Wer erinnert sich schon an den Zweitplatzierten? Der Schauspieler Tom Cruise sagte in einem seiner ersten Filme „Lockere Geschäfte“: „Es ist nichts leichter, als mit der Eitelkeit des Menschen Geld zu verdienen.“ Reichtum und Ansehen, Kleidung und Schmuck, Autos und Sternchen, Statussymbole – alles ein Teil unseres Lebens. Ist es wirklich so verächtlich, sich mit all dem zu schmücken?

Letztendlich liegt es im Auge des Betrachters, was man darstellt und was man ist. Doch nicht nur der Mensch ist und wird klassifiziert. Marketing-Strategen meinen, dass sich ein Gast schneller für ein Hotel entscheidet, wenn man dem Hotel das Alleinstellungsmerkmal sozusagen eindeutig auf die Fahne schreibt. Das Sternesystem und die Leading-Klassifizierung hatte man weltweit eingeführt.
Sternchen bekommen auch Golfanlagen für Öffnungszeiten, Zahlungsverkehr, Startzeiten, Ergebnislisten und viele andere Dinge. Sternchen gibt es auch für sanitäre Anlagen, geharkte Bunker und Bänke. Möchte man fünf Sterne erreichen, sollte unter anderem schon an jedem Abschlag ein Mülleimer stehen. Bei der Leading-Klassifizierung ist es ähnlich. Es werden Kriterien wie Schlechtwetter-Bespielbarkeit, optische Gestaltung der Score-Karten, Schönheit, Handhabung und Design der Publikationen und Drucksachen bewertet. Die Identifikation mit der Leading-Gemeinschaft gehört ebenso dazu.
Der Mensch braucht einen Leitfaden
Kriterien, die ein Golfer bestimmt in seinem Spiel als positiv und durchaus im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich oder im Leading sucht: Es wird die Rasendichte, Kahl- und Braunstellen, Schnitthöhe und Ebenheit sowie Festigkeit bewertet. Wegweiser zum nächsten Tee, Getränkeservice und Ballwascher, Auskunft über Spielbarkeit – z.B. aerifizieren, Wartezeiten, Angebot, Gastronomie und vieles mehr.
Sicherlich – Qualitätsmerkmale und die Bewertung lässt man sich auch gerne etwas kosten. Dass Leading und Sterne den Golfer in seinen Entscheidungen beeinflussen kann, ist vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Der Mensch braucht einen Leitfaden und auch ein Gefühl von Gemeinschaft. Es besteht die Gefahr, dass der Golfer mit großen Erwartungshaltungen herangeht. Die Enttäuschungen sind manchmal bitterlich. Denn eine Kette – sprich Golfanlage – ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und das fängt schon bei der Begrüßung an.
Deutschland golft mit vier Sternen
Bei vier Sterne verzeiht der Golfer möglicherweise. Man zeigt sich menschlich und verständnisvoll, und mit einer kurzen Erklärung oder Entschuldigung ist der Golfer versöhnt, eben der richtige, im Beschwerdemanagement geschulte Umgang mit dem Kunden. Wie überwiegend in der Hotellerie leben wir also in einer Golf-Welt der vier Sterne. Deutschland golft mit vier Sternen und scheint recht zufrieden damit.
Bei Leading ist man als Verbraucher und Golfer schon sensibler. Hier erwartet man einen sehr hohen Standard und eine perfekte Serviceleistung in allen Bereichen. Leading ist Luxus. Leading ist der Inbegriff für Service, Leistung und Preis. Leading ist chic. Eine Leading-Golfanlage ist sicherlich angreifbarer, vorausgesetzt, es halten sich dort Verantwortliche auf, denen der Blick auf die Relation nicht verloren gegangen ist – nämlich die Relation zu Preis und Leistung.
Möchten wir nicht alle ein bisschen Leading sein?
Doch der Mensch ist ein Herdentier, und je höher man in der Klassifizierung steht, je weniger scheint das Bedürfnis der Menschen vorhanden zu sein, konstruktive Kritik zu üben. Es ist sozusagen ein Privileg, unter Gleichgesinnten zu sein. Möchten wir nicht alle ein bisschen „leading“ sein? Warum wollen Golfanlagen Leading oder Sterne klassifiziert sein? Nachdem wir die Verbraucherseite und emotionalen Beweggründe ein wenig beleuchtet haben, sollten wir nach dem Sinn und wirtschaftlicher Realität der verschiedenen Klassifizierungssysteme fragen.
Eine Klassifizierung ist unter einem Marketingaspekt zu beurteilen. Wie positioniere ich meine Golfanlage, was ist mein Alleinstellungsmerkmal, wofür steht meine Golfanlage, das sind Fragen, die sich jeder Verantwortliche im Golfmanagement stellen sollte. Geeignete Wege werden dafür gesucht, um dem Verbraucher eindeutige und unkomplizierte Antworten auf Fragen zu geben, die dieser noch gar nicht gestellt hat.
Auch, wenn das bekannte Hotelklassifizierungssystem lediglich von ca. 17 Prozent der deutschen Beherbungsbetriebe angewandt wird, so sind es gefühlte 95%. Eben diese immense Popularität macht sich die deutsche Golfanlagenklassifizierung zu Eigen und schafft es, mit einer einfachen Aneinanderreihung von bis zu fünf Sternen ganze Bände zu sprechen.
Leading Golf Clubs of Germany
„The Leading Hotels of the World“ haben es erfolgreich vorgemacht. Die stark tourismusorientierten Österreicher haben es auf den Golfsektor umgeschrieben und erfolgreich nach Deutschland als „Leading Golf Clubs of Germany“ exportiert. Ein Markenname, der hohe Erwartungshaltungen beim Golfer verursacht.
Das System der Leading-Klassifizierung ist abweichend von dem der Golfanlagen-Klassifizierung, auch auf subjektive Eindrücke wird von den „Mystery-Testern“ aufgebaut. Welches Ambiente hat das Clubhaus, wie wird der Aspekt des Platzes empfunden, all das sind Fragen, die unter anderem von den anonymen Testern beantwortet werden. Sterne-Klassifizierer überprüfen harte Fakten, wenn man so will nur die Hardware, die Software wird nicht beurteilt, da diese subjektiv wahrgenommen wird. Das ist der gravierende Unterschied. Jedoch relativieren sich die subjektiven Wahrnehmungen, da von neun verschiedenen Testern die Ergebnisse kumuliert werden, und so ein Gesamtergebnis in Punkten ermittelt wird. So wird aus vielen subjektiven Eindrücken ein objektiver.
Vorteile liegen auf der Hand
Hat sich eine Golfanlage für dieses Marketing-Tool entschieden, so werden hier und da beide Wege eingeschlagen. Einige der Leading-Golfanlagen haben zusätzlich eine Sterneklassifizierung durchführen lassen.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Gegenwert für die Einmalgebühren und der jährlichen Gebühren bei den Klassifizierungen sind gemeinsame Werbeauftritte in separaten Golfführern, die Damen-, Senioren- und Herren-Kapitäne vieler Golfclubs als Wegweiser für die Routenplanung der künftigen Golfreise dienen.
Und welcher Golfanlagenbetreiber oder wirtschaftlich verantwortliche Golf-Präsident freut sich nicht über einen Bus gut gelaunter Gäste, die die frohe Botschaft einer Sterne- oder Leading-Golfanlage in die Welt tragen.
Lieber noch eine Überraschung übriglassen
Aber Achtung: Wer sich selbst hohe Maßstäbe an die Eingangstür nagelt, sollte für seinen Gast und seine Mitglieder lieber noch eine Überraschung übriglassen. Welcher Gast freut sich nicht, ein Drei-Sterne-Greenfee auf einer Drei-Sterne-Golfanlage zu zahlen, aber einen gefühlten Vier-Sterne-Service zu empfangen. Da werden Erwartungen übertroffen, Freude stellt sich ein. Ein derart positiver Emotionstransfer, der auf einer subjektiven Erfahrung beruht, wird gerne weiter kommuniziert. Womit wir die höchste Stufe des Marketings erreicht hätten; den Verbraucher emotional zu berühren.
Aller Ehren wert ist die Haltung von Unternehmen, sich einem Qualitätsmanagement zu stellen. Ob es nun Sterne-Klassifizierungen, der Beitritt in eine Wertegemeinschaft oder andere Zertifizierungen sind. Helfen wird es dem (Golf)-Unternehmen, sich in seinem Marktumfeld zu positionieren und sich so eine Attraktivität zu verleihen, die Kunden anspricht.
Und da sind wir wieder bei der Eitelkeit: „Am glücklichsten sind nachweislich die Menschen, wenn sie etwas besitzen, was andere nicht haben.“ (Zitat: Prof. Opaschowski)
Ihr
Adriaan A. Straten

Adriaan Alexander Straten berät mit seinen Netzwerken golfpilot.de und golfbrand.de seit 1989 Golfanlagen
INFO: www.golfpilot.de
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